Senioren betrogen„Falscher Polizist“-Trick: SEK holt Rocker bei Mama in Zollstock ab

Birkan A. Neu

Birkan A. soll unter Anweisungen seines Bruders allein in Köln und Leverkusen hunderte Senioren um einen Betrag von mehreren hunderttausend Euro gebracht haben.

Köln – Ehre, Respekt, Treue und Freiheit – all das gehört zum Rocker-Ehrenkodex. Dabei sind die Mitglieder der Banden im Drogen- und Waffenhandel, bei der Schutzgelderpressung und Prostitution aktiv.

Jetzt scheinen die tätowierten Muskelmänner ein neues Betätigungsfeld gefunden zu haben, das so gar nicht zu ihrem selbstentwickelten Image passt: Arme Senioren abziehen!

Im Mittelpunkt der miesen Masche steht der Kölner Rocker Birkan A. (24), seit wenigen Wochen Mitglied der „Bandidos“, der jetzt von SEK-Beamten in der elterlichen Wohnung in Zollstock verhaftet wurde.

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Der 24-Jährige, der noch in einem Zimmer bei Mutti und Vati wohnt, soll sich mit seinem in die Türkei geflohenen Bruder Erkan (30) auf das Abzocken von Senioren spezialisiert haben.

Seit Oktober 2016 gingen bei der Kölner Polizei Hunderte Anzeigen ein, weil falsche Kripobeamte bei Senioren anriefen – aus einem Call-Center in Izmir/Türkei. Mit der Nummer 0221/110 im Display versuchten die Anrufer, das Vertrauen der alten Menschen zu gewinnen. Sie gaukelten vor, die Kölner Polizei sei in der Leitung.

So lief die Masche

„Hier ist die Polizei. Schließen Sie sofort Fenster und Türen. Es handelt sich um einen Notfall. Wir haben einen Einbrecher festgenommen und bei ihm eine Liste mit Zielorten für weitere Einbrüche gefunden. Ihr Name steht auf der Liste.“ So sollen sich die Brüder gemeldet haben.

Den geschockten Opfern teilte man mit, dass  Zivilbeamte Geld und Schmuck sicherstellen werden – in einem Fall wurde Birkan A. dann als falscher Fahnder identifiziert. Ein Richter schickte ihn in U-Haft.

Mehrere Wohnungen gestürmt

Das SEK stürmte am Montag vier weitere Wohnungen in Marienburg und der Südstadt, nahm einen Mann (20) fest. Drei Verdächtige sind auf der Flucht. Ein Beamter zum EXPRESS: „Interessant, dass sich Rocker als Staatsmacht ausgeben.“

Drei Brüder in der Kölner Rockerszene aktiv

Die Familie vom in Köln festgenommenen Birkan A. (24) ist eng mit den Hells Angels verbunden. Alle drei Brüder gehörten einst dem Rockerclub an. Erkan A. (30) und Serkan A. (33) waren Anführer und Vize des inzwischen verbotenen Charters „C-Town“ in Köln.

Erkan A. flüchtete vor etwas mehr als einem Jahr in die Türkei. Seitdem wird er wegen weiterer Verbrechen per internationalem Haftbefehl gesucht. Als Drahtzieher der Betrugsmasche soll er laut Polizei seinem kleinen Bruder Birkan A. von Izmir aus Anweisungen gegeben haben.

Hauptsache, die Kasse stimmt

Es scheint dem ehemaligen Kölner Angels-Boss dabei egal zu sein, dass Birkan zum Erzfeind, den Bandidos, wechselte. Hauptsache, die Kasse stimmt.

Wie ein Ermittler gegenüber EXPRESS bestätigte, sitzt  Höllenengel Serkan A. auch im Knast. Seit mehreren Monaten wartet er in Köln in Untersuchungshaft auf seinen nächsten Prozess. Die Eltern wollten sich gegenüber EXPRESS nicht zu dem Trio äußern.