Rhein-DramaKölner schildert Tragödie: „Ich sah dem Mann in die Augen, als er ertrank“

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Die Suche nach dem 22-Jährigen blieb erfolglos. Vermutlich ist er tot.

Köln – Das Bade-Drama von Rodenkirchen: Am Sonntagnachmittag will sich ein junger polnischer Gastarbeiter (22) bei brütender Hitze im Rhein abkühlen. Bei Fluss-Kilometer 682,2 klettert der Mann auf eine Buhne und watet ins Wasser.

Offensichtlich ist ihm die tödliche Gefahr der Rhein-Strömungen nicht bewusst. Der Pole wird wegerissen und geht unter. Nun ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis seine Leiche gefunden wird.

Wenige Meter weiter liegt Nico Badorf (17) mit seiner Mutter Tanja (43) am Rodenkirchener Strand in der Sonne, wie fast immer bei schönem Wetter.

„Plötzlich hörte ich Schreie“

Es ist 16.40 Uhr. „Plötzlich habe ich Schreie gehört, drei Brüder brüllten verzweifelt auf Polnisch. Was, konnte ich nicht verstehen.“ Ohne groß nachzudenken klettert der 17-Jährige ebenfalls auf die Buhne und rennt bis an die Kante.

Nico Badorf und Tanja Badorf

Nico Badorf und seine Mutter Tanja konnten dem jungen Mann nicht helfen.

„Ich blickte dem Mann noch in die Augen, der streckte seine Hand nach mir, aber ich habe ihn nicht erreicht. Kurz darauf war er weg“, erzählt Nico nachdenklich.

Ein Strudel, entstanden zwischen Rheinströmung und Kehrströmung an der Buhne, hatte den Mann vermutlich unter Wasser gezogen.

Badeunglück Rodenkirchen

Die Suche nach dem 22-Jährigen wurde am Sonntagabend abgebrochen.

Nico überlegt noch, hinterherzuspringen – doch er entscheidet sich dagegen. Es wäre lebensgefährlich gewesen, sogar für ihn.

„Ich habe 13 Jahre lang Leistungsschwimmen betrieben und habe einen Rettungsschwimmerschein bei der DLRG gemacht. Aber ihn hätte wohl niemand mehr aus dem Wasser ziehen können“, sagt der Glaser-Azubi.

Mutter holte weitere Hilfe

Seine Mutter rief, nachdem sie die Feuerwehr alarmiert hatte, noch Leute auf einem Schlauchboot zur Hilfe sowie zwei Jetski-Fahrer.

Doch alle Rettungsmaßnahmen blieben erfolglos. Der Rhein hatte den jungen Polen verschlungen. „Irgendwann standen wir mit 20 Leuten auf den Steinen. Wir fühlten uns so hilflos“, berichtet Nico.

Die Badorfs versuchten anschließend zusammen mit einer polnisch sprechenden Bekannten, den drei verzweifelten Brüdern des Opfers beizustehen – doch zu groß waren und sind Schmerz und Trauer.

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Die Grafik veranschaulicht die Sogwirkung eines Rhein-Strudels.

Immer wieder kommt es am Rhein zu Bade-Dramen: Auch wenn das Baden an einigen Stellen, wie am Unfallort, nicht verboten ist, rät die Wasserschutz-Polizei dringend davon ab.

Denn es drohen viele Gefahren wie „Ebbe und Flut“ innerhalb weniger Sekunden. Große Schiffen saugen das Wasser vor sich auf – an den Ufern entsteht Ebbe.  Viele Schwimmer gehen dann weiter rein, doch sobald die Schiffe vorbeigefahren sind, kommt die Flut innerhalb weniger Augenblicke.

Auch geübte Schwimmer haben hier keine Chance –  der Sog zieht den Schwimmer gleich auf den Boden des Rheins.