Köln – Seine brutale Tat schockierte ganz Köln. Weiberfastnacht 2007 prügelte Erdinc S. (damals 17) den Familienvater Waldemar W. (47) ins Koma – vor den Augen der Kinder.
Am Ende langwieriger Gerichtsprozesse setzte es nur eine milde Bewährungsstrafe – was eine riesige Debatte über das Jugendstrafrecht auslöste. Am Freitag stand der inzwischen 23-Jährige wieder vor Gericht. Diesmal soll er einen Polizisten angegriffen haben.
In Kalk hatte Erdinc S. einen Raub auf einen Taxifahrer beobachtet. Als die Polizei eintraf, stand der 23-Jährige rauchend am Tatort. „Machen Sie mal die Zigarette aus“, sagte ein Kommissar und wollte die Personalien aufnehmen. Erdinc weigerte sich und wollte abhauen, da kam’s zum Gerangel.
„Der Angeklagte schlug dem Polizeibeamten mit beiden Händen vor die Brust“, verlas der Staatsanwalt, der Anklage wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte erhob. „Mein Mandant wird ja wohl noch rauchen dürfen“, entgegnete Verteidiger Gottfried Reims. Aufgeklärt werden konnte der Vorfall am Freitag nicht, da der Beamte in Urlaub war. Es wurde auf März vertagt.
Weiterentwickelt hat sich Erdinc S. seit der letzten Verurteilung offenbar nicht. Er hat seinen Job als Gerüstbauhelfer aufgegeben und lebt jetzt von Hartz IV. Vor zweieinhalb Jahren hatte ihn das Landgericht zur Zahlung von 110 000 Euro Schmerzensgeld an Prügelopfer Waldemar W. verdonnert. „Ich hab’s aus meiner Socke genommen und alles bezahlt“, sagte Erdinc S. am Freitag dem EXPRESS nur hämisch. Als hätte er überhaupt nichts begriffen.
So geht es Opfer Waldemar W. heute
Er hatte eine Frau, kümmerte sich liebevoll um deren vier Kinder. Erdinc S. prügelte Waldemar W. (47) aus dem Leben – das Opfer krachte in Ostheim gegen eine Telefonzelle, erlitt schwerste Kopfverletzungen, lag im Koma.
Von diesem Angriff hat sich Waldemar W. bis heute nicht erholt. Der frühere Drogenabhängige verfiel in alte Muster, seine Lebensgefährtin trennte sich.
Er ist zu 80 Prozent schwerbehindert. „Ich will nur noch meine Ruhe“, sagte er am Freitag mit leerem Blick zum EXPRESS. Er steht fast jeden Tag an einem Kiosk in Ostheim.
Ein Kollege ergänzte: „Er kann bis heute nicht verstehen, dass der Täter so einfach davongekommen ist.“
