Unfassbare ZahlenDas Kölner Milliarden-Desaster: Wie konnte es so weit kommen?

MDS-KSTA-2019-09-10-71-152077546

Außen hui, innen pfui: Die Sanierung der Kölner Oper, hier ein Foto aus dem Jahr 2019, soll frühestens 2024 fertig sein. 

von Jan Wördenweber (jan)

Köln – Die Sanierung der Kölner Bühnen kostet erneut etliche Millionen mehr und dauert abermals länger als geplant. Inzwischen werden die Kosten zwischen 615 und 644 Millionen Euro beziffert. Die Kölner Oper wird frühestens 2024 fertig. Aus einer geplanten Bauzeit von drei Jahren werden – Stand Dienstag, 26. Januar, voraussichtlich knapp zwölf Jahre. Dazu der EXPRESS-Kommentar. 

Spötter könnten jetzt sagen, dass sie dieses Trauerspiel haben kommen sehen. Köln, die Millionenstadt, die sich so gern als Metropole sieht, will bei Oper und Co. im Konzert der Großen mitspielen. Heißt: Was die Hamburger mit ihrer Elbphilharmonie oder die Berliner mit ihrem Flughafen an Verzögerungen und Kostensteigerungen hinbekommen haben, schaffen wir auch. 

Oper Köln: Sanierung der Bühnen der Stadt Köln verzögert sich abermals 

Es waren mehr als bloße Zahlen, die Kölns OB Henriette Reker und Sanierungs-Chef Bernd Streitberger nun verkünden mussten. Blickt man zurück, so glich die Bekanntgabe einem nächsten Akt in diesem beispiellosen Drama.

Alles zum Thema Henriette Reker

Zur Erinnerung: 2011 wurde beschlossen, dass Oper und Schauspielhaus am Offenbachplatzsaniert und Kleines Haus und Kinderoper neu gebaut werden. Kosten damals: 253 Millionen Euro. Feierliche Neueröffnung der Kölner Bühnen sollte 2015 sein. Jetzt, im Januar 2021, schätzt man die Kosten auf 615 bis 645 Euro. Frühestens 2024 soll dann alles fertig sein ...

Bühnen der Stadt Köln: Tausende Baufehler bei Sanierung am Offenbachplatz

„Woran hattet jelegen?“, fragt sich da nicht nur Kölner an sich.  Ein Gutachten brachte zahlreiche Fehler bei Planung und Überwachung der Baustelle ans Licht. Vor allem die Haustechnik machte enorme Probleme. Einer inzwischen gekündigten Firma wirft die Stadt Köln tausende Baufehler vor – eine unfassbare Zahl. 

Und noch eine: Addiert man die Kosten von Sanierung, Kredite samt Zinsen zur Finanzierung sowie die Zahlungen für die Interimsstätten für Oper und Schauspiel, kommt man auf etwas mehr als eine Milliarde Euro. 

Kölner Oper frühestens 2024 fertig

Vieles musste inzwischen völlig neu geplant werden. Dass mit dem ehemaligen Baudezernenten Bernd Streitberger mittlerweile ein erfahrener Fachmann die Sanierung überwacht, ist das einzig Positive. Ein Job, um den er wahrlich nicht zu beneiden ist.

Auch wenn die Kölner Bühnen 2024 endlich fertig sein sollten:  Köln zahlt eine Milliarde Euro für die sogenannte Hochkultur, deren Spielzeiten dann auch noch jährlich mit Millionenbeträgen aus der Stadtkasse subventioniert werden. Für ein „Happy End“ ist es da zu spät.