Nie promoviertUniklinik Köln feuert falschen Doktor

RUST7974

Viele Patienten wurden unter Manfred P. in seiner Funktion als Leitender Oberarzt in der Uniklinik operiert und behandelt.

Köln – Manfred P. hat sie alle betrogen – seine Ärztekollegen, seine Vorgesetzten in der Uniklinik Köln, die Leitung der JVA Ossendorf und vor allem seine Patienten. Denn der feine Herr „Dr.“ war gar kein Doktor.

Wie sich jetzt herausstellte, hat er nie promoviert.

01KBO_26_71-119223907_ori

Das Bettenhaus der Uniklinik Köln. Hier ging der falsche Doktor jahrelang täglich ein und aus, täuschte alle.

Die Leitung der Uniklinik hatte bereits am 9. März den Hinweis erhalten, dass die Promotion nicht ordnungsgemäß erlangt sein könnte.

Promotionsurkunde war gefälscht

„Nach internen Prüfungen und Rücksprache mit der Ärztekammer hat sich der Verdacht bewahrheitet“, erklärte Kliniksprecher Timo Mügge auf EXPRESS-Anfrage. Und weiter: „Der ärztliche Mitarbeiter wurde unverzüglich freigestellt und war seither nicht mehr für die Uniklinik Köln tätig. Das Arbeitsverhältnis wurde unsererseits beendet.“

01KBO_26_71-119223903_ori

Zudem arbeitete der Mann als einer der „Zugangsärzte“ in der Kölner JVA. Er untersucht die ankommende Neu-Insassen.

Unglaublich: Eine interne Prüfung ergab, dass Manfred P.s Promotionsurkunde gefälscht war. Er sei zumindest ordentlich approbierter Arzt, sei auch rechtmäßiger Inhaber des Facharztes und weiterer Qualifikationsnachweise. Aber einen Doktor-Titel habe er nie erworben. Dennoch hatte er es innerhalb mehrerer Jahre bis zum Leitenden Oberarzt in der Uniklinik gebracht.

In den Unikliniken ist man peinlich berührt, zumal P. auch im Namen des Klinikkonzerns bundesweit Vorträge gehalten hatte. Auch als Experte für Nierenleiden war er gern gesehener Gesprächspartner.

Er arbeitete fleißig weiter

Wie EXPRESS aus gut informierten Kreisen erfuhr, arbeitet P. trotz dieser Enthüllungen noch fleißig weiter – als einer von drei Bereitschafts- und „Zugangsärzten“ für die JVA Köln in Ossendorf.

Jeder Neuzugang, also jeder ankommende Häftling muss untersucht werden. Ist der Anstaltsarzt nicht verfügbar oder im Feierabend, wird unter anderem Manfred P. einbestellt.

„Der hat bei uns auch schon richtig Ärger gehabt und ist von der Gefängnisleitung angezählt worden. Weil er sein Handy nie abgeben will, wenn er in die Anstalt kommt. Jedes Mal schlägt der „Handyfinder“ an“, so ein Insider aus dem Gefängnis.

Grobe und oberflächliche Untersuchung

Nach EXPRESS-Informationen soll der Herr „Dr.“ zudem die neuen Inhaftierten nur grob und oberflächlich untersuchen, um so schnell wie möglich aus der Anstalt zu kommen.

„Kein Wunder! Der wird pro Zugang pauschal bezahlt. Egal, wie lang die Untersuchung dauert. Da hält er sich nicht unnötig lange mit der Behandlung auf“, so der Insider weiter.

Weder die Leitung der JVA, noch Manfred P. waren bislang für eine Stellungnahme zu erreichen.

Auch bei der Ärztekammer Nordrhein, deren Vorstandsmitglied Manfred P. mindestens bis 2014 war, erreichte EXPRESS niemanden für eine Stellungnahme.

Das könnte Sie auch interessieren:

(exfo)