Köln – Er liebt seine beiden Wellensittiche, doch bei Taubendreck, da hört für Karl-Josef P. (80) der Spaß auf. Sei Jahren flogen ihm die „Ratten der Lüfte“ ins Schlafzimmer. „Die haben auf meinen Teppich und die Matratze gekackt!“, ärgert sich der Rentner. Und dann, aus lauter Wut, schoss er den Vogel ab! Der 80-Jährige griff zum Gewehr, wurde zum Tauben-Jäger von Mülheim. Dafür stand er gestern vor Gericht. Der ehemalige Chemiefachwerker kann die Aufregung gar nicht verstehen.

Wegen Tierquälerei musste er sich in Saal 17 des Amtsgerichts verantworten. „Ich leide unter schwerer Bronchitis und konnte nicht mehr richtig lüften“, erklärte der rüstige Angeklagte dem Richter. „Da musste ich was tun.“

Die Viecher flogen immer vom Dach des Nachbarhauses in sein Fenster. Da legte sich Karl-Josef P. mit einem Luftgewehr wie ein Scharfschütze auf die Lauer. Den Lauf der Waffe stützte er auf einem Stuhl ab. Anvisiert und peng! Da lag die Taube tot im Vorgarten. Der Rentner jubelte, doch ein Spaziergänger fand die Ballerei nicht lustig und erstattete Anzeige.

„Ich habe nur für die Dezimierung des Bestands gesorgt. Die Stadt Köln geht doch auch gegen Tauben vor“, rechtfertigte sich der 80-Jährige. Der Richter zeigte hier sogar Verständnis. „In der Tat kann man hier in Köln die Tauben schon als Ungeziefer bezeichnen.“ Das Gesetz schütze jedoch Wirbeltiere. „Da kann man das Recht nicht einfach in die eigene Hand nehmen.“

Am Ende setzte es eine Geldstrafe von 600 Euro. Einen Rat hatte der Richter aber noch für den Taubenschützen: „Versuchen Sie es doch mal mit einem Fliegengitter.“

So schnell wird der Rentner jedenfalls keine Taube mehr erschießen. Der Staatsanwalt beschlagnahmte nämlich sein Luftgewehr. Zurück in seiner Wohnung in Mülheim fütterte der Senior erst mal seine Wellensittiche Max und Moritz. „Einmal im Monat bin ich mit den beiden beim Tierarzt“, sagt er. Da legt er Wert drauf: Er hasst nicht alle Vögel, nur Tauben.