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Miljö-OriginalKarate Jürgen (80): So war meine Brieffreundschaft mit Schäfers Nas

karatejuergen

Miljö-Urgestein Jürgen Grün (80), genannt Karate Jürgen.

von Markus Krücken (krue)

Köln – „Chicago am Rhein“: Das Kölner Miljö der 60-er bis 90-er Jahre. Für die einen eine schillernde, fast „gute alte Zeit“. Für die anderen eine abstoßende Epoche, die zu sehr verklärt wird.

Jürgen Grün alias Karate Jürgen

Fest steht: Dem Reiz der Rotlicht-Ära entzieht sich so schnell keiner. Einer ihrer ältesten Vertreter hat sie selbst miterlebt und geprägt. Jahrzehntelang saß Jürgen Grün (80), genannt „Karate Jürgen“ im Knast.

Heute lebt er von Hartz IV, hat sich zurückgezogen. Wir haben ihn getroffen. „Ich war Teil der Zocker-Welt“, beginnt er in seinem Stammlokal „Em Hähnche“ zu erzählen und zischt erst mal ein Kölsch.

Was haben Sie im Miljö gemacht?

Karate Jürgen: Man nannte mich Karate Jürgen, weil ich als kleiner Junge von einem US-Soldaten in der Kaserne Kampfsportunterricht bekommen hatte. Von einem Schwarzen. Ich bin als Waise aufgewachsen, mein Vater fiel im Krieg und meine Mutter starb bei einem Bombenangriff in Köln, ich musste mich früh durchschlagen. Im Miljö war ich aber vor allem Croupier.

Wo?

15 Jahre lang. Meistens habe ich für den Wirtze Helmut am Klapperhof gearbeitet. Der hatte gut angeschafft. Nur einmal gab es Ärger, als Zementkopp mich abwerben wollte.

Aber Wirtze Helmut sagte: Das ist mein Mann. Am Klapperhof habe ich auch die Nas kennengelernt.

Schäfers Nas?

Ja. Er war die Nummer eins. Ich war Croupier im Klapperhof und Nas hatte seine Braut gegenüber, Rosalie. Er kam immer zu mir ins Casino. Er hat mir auch angeboten, in Bottrop für ihn zu arbeiten. aber er konnte da keinen Fuß fassen.

Als wir beide später im Knast saßen, ich in Baden Württemberg und er hier, haben wir uns Briefe geschrieben. Der Kontakt ist nie ganz abgerissen. Ich hatte kein Problem mit der Nas.

Was haben Sie mit ihm erlebt?

Wohl jeder kennt die Geschichte von der Ringschlacht mit Dummse Tünn. Da war ich auch dabei. Sie haben sich zerschlagen und es kam die Polizei. Und die beiden haben denen gesagt: Wir haben gekegelt.

Wie war das Leben als Croupier?

Ich hab nichts auf krumm gemacht, ich bekam ja zehn Prozent von allem. Ich machte 1000 DM am Tag, warum sollte ich mich beschweren? Mein Problem war nur, dass ich selbst gezockt habe. Baccara. Ich hab alles verloren.

Ich hab beim Härtel in den Clubs verkehrt. Der hat den kleinen Leuten immer geholfen. Aber wenn der Van der Loo kam, der größte Zocker, bekam er nichts.

Welche Dramen und Namen fallen Ihnen sonst noch heute ein, wenn sie an früher denken?

Umgebracht hat sich bei mir am Spieltisch keiner, wüsste ich nicht. Den Gelsenkirchener Willi haben sie in Amerika kaputt gemacht wegen Rauschgift.

Heinz Flohe kannte ich auch, ihn habe ich bei der Beerdigung vom Kuhlse Rudi das letzte Mal gesehen. Manchmal denke ich auch an die Glucke.

Hans Geuer, den Puff-und Spielclub-Betreiber?

Ja. Der ist völlig unnötig gestorben. Die Ärzte haben ihm wegen seiner Herzprobleme gesagt, er muss sofort abnehmen. Aber dann saß er lieber mit der Blutwurst in der Hand bei mir im Auto und als wir in den Club kamen, orderte er den Wodka.

Warum waren Sie im Knast?

Ich war Einbrecher. Ich brauchte das Geld zum Zocken. Andere haben heute Familie. Ich hatte den Zock.