+++ SERVICE +++ Rückruf Achtung, Gefahr lauert in diesem Hundefutter – Keime können tödlich sein

+++ SERVICE +++ Rückruf Achtung, Gefahr lauert in diesem Hundefutter – Keime können tödlich sein

Kostendruck, ÜberstundenDas harte Geschäft mit der Kölner Sicherheit

Sicherheit_RUST1

Security-Chef Michael Schlaffen und sein Mitarbeiter und MSS-Einsatzleiter Abddurrahman Uydac wissen, wie es in der Branche zugeht.

Köln – Immer wieder geraten Sicherheitsdienste in Köln und Umland in die Kritik. Mal geht es um per Haftbefehl gesuchte Rocker, die als Security in Subunternehmen eingesetzt werden. Dann wiederum um bis zu 60 unqualifizierte Hilfskräfte, die in der Silvesternacht  2015/2016 in Köln als Helfer fungierten (wir berichteten in beiden Fällen). EXPRESS sprach mit zwei Insidern über das harte Geschäft mit der Sicherheit.

Firma W.I.S. ist neuer Partner

Seit Karneval dieses Jahres ist ein neues Unternehmen der Sicherheitskooperationspartner der Stadt Köln. Bereits an Weiberfastnacht waren die Mitarbeiter der Firma „W.I.S.“ in Köln im Einsatz und unterstützten den städtischen Ordnungsdienst.

Die Kommune hatte den erst vor wenigen Wochen erneuerten Vertrag mit dem vorherigen Sicherheitsdienst zum Ende Februar hin gekündigt, da dieser seinen vertraglichen Pflichten nicht nachgekommen war. Die Stadt hat die Kontrollauflagen erhöht. Fordert nun Nachweise, Zertifikate und Namenslisten der Sicherheitsmitarbeiter.

Unternehmen hielt Bedingung nicht ein

Der vorherige Partner „RSD-Sicherheitsdienst GmbH“ hatte nicht – wie vereinbart – die Namensliste der einzusetzenden Mitarbeiter an die Stadt weitergeleitet: Ein Verstoß gegen die seit 1. Januar geltende Abmachung. Somit bestand die Gefahr, dass erneut unqualifiziertes Personal für Sicherheit in Köln sorgen sollte.

Sicherheit_RUST2

Bereits an Karneval war Kölns neuer Sicherheits-Vertragspartner in der City im Einsatz.

Eine Entwicklung, mit der zu rechnen war, sagen Insider. So wie Security-Fachmann Michael Schlaffen (45). Er sagt, dass die Sicherheit kaputtgespart werde. Schlaffen ist seit 1993 in der Branche tätig und leitet eine Zweigstelle des „MSS-Sicherheitsdienstes“ in Mönchengladbach mit rund 100 Mitarbeitern.

Auch in Köln waren seine Kollegen acht Monate lang in einer Flüchtlingsunterkunft im Einsatz und betreuten 13 weitere dieser Einrichtungen im Kölner Umland.

Irgendwann werde der Rotstift gezückt

„Am Anfang wird auf die Sicherheit noch Wert gelegt. Doch irgendwann wird der Rotstift angesetzt. Anstelle von einem Mitarbeiter auf 50 Asylbewerber, wird dann einer für 100 Geflüchtete eingesetzt“, erklärt Schlaffen. Eine kaum lösbare Aufgabe  – schließlich sollen Securitys Bewohner und Mitarbeiter untereinander, aber auch vor Attacken von außerhalb der Unterkünfte schützen.

Sicherheit_RUST3

Auch in Flüchtlingsunterkünften setzt die Stadt Köln bereits auf die Firma „W.I.S.“.

Hinzu kommt die schlechte Bezahlung. Für die sind seit 2016 nicht mehr die Bezirksregierungen, sondern die Kommunen zuständig.

Michael Schlaffen rechnet vor: „Wenn ich meinen Mitarbeitern einen tariflichen Stundenlohn von 9,71 Euro zahle, muss ich inklusive aller Abgaben etwa 14,40 Euro pro Mitarbeiter und Stunde berechnen. Wenn dann eine Kommune pro Kopf beispielsweise nur 15,40 Euro zahlt – Köln zahlt 15 Euro –  bleibt da unterm Strich ein Euro hängen – und das brutto! Das lohnt sich nicht.“

Ausbildung wird selbst gezahlt

Hinzu kommt, dass der Security-Chef zuvor in die Ausbildung der Mitarbeiter investieren muss. Geprüfter Sachkundenachweis nach §34a, Brandschutzausbildung, Erste-Hilfe-Kurs – alles wird vom Unternehmen finanziert, von den Kommunen laut Schlaffen aber nicht hinreichend honoriert.

Um überhaupt mit einem Plus da rauszugehen, nehmen sich viele Sicherheitsdienste Subunternehmen. Dann streicht man den Euro pro Mann und Stunde ein, muss aber keinen eigenen Mitarbeiter einsetzen.

Gefahr durch Dumpinglöhne

Das Problem: Damit die Subunternehmer an dem Auftrag verdienen können, suchen die teilweise unqualifiziertes Personal, dem sie weniger zahlen müssen.

Im Ernstfall bedeutet das: Überforderte „Sicherheitsmitarbeiter“, die gar nicht oder falsch eingreifen, wenn es knallt. „Es geht hier nicht nur um unterschiedliche Religionen, Sichtweisen und Kulturen, die aufeinandertreffen. Hier entstehen brenzlige Momente aus Alltagssituationen heraus“, so Schlaffen.

Lage könnte sich zuspitzen

Michael Schlaffens Einsatzleiter ist Abdurrahman Uydac (41), kurz Abu genannt. Der gebürtige Türke befürchtet, dass sich die Lage dramatisch verschärfen könnte. „Noch halten sich die Zwischenfälle in Grenzen. Aber sobald sich Netzwerke und Clans gründen, wird die Situation völlig aus dem Ruder laufen.“

Viele Menschen rutschen ab

Dies gelte aber nur für einen Teil der Asylbewerber. Viele Geflüchtete sind gebildet, wollen arbeiten und Deutschland etwas zurückgeben. „Aber sie dürfen nicht, wegen unserer Bürokratie. Das ist für die Menschen frustrierend. Und irgendwann rutschen gerade die Jüngeren dann  in eine andere Richtung ab. Das können selbst wir dann nicht mehr verhindern.“

„Wir brauchen mehr gute Leute!“

Sicherheit_RUST4

Franco Clemens fordert Unterstützung vom Bund.

Der Pädagoge und Streetworker Franco Clemens (52) hat selbst eine Erstaufnahmeeinrichtung geleitet und mit Sicherheitsdiensten zusammengearbeitet.

Er sagt, Politiker müssten erkennen, dass Qualität Geld koste. „Hier wird am falschen Ende gespart. Ich sehe den Bund in der Pflicht, die Kommunen finanziell zu unterstützen“, so Clemens. „Es geht nicht nur um das Sicherheitspersonal. In einer Flüchtlingsunterkunft braucht man neben der karitativen Versorgung eine pädagogische Leitung und eben auch die Sicherheitsmitarbeiter.“

Erst kommt das Wort, dann die Muskeln

Die Pädagogen arbeiten vorbeugend, gehen laut Clemens aber auch als Erste dazwischen, wenn es zu Auseinandersetzungen kommt. „Entsteht dann aber eine Gruppendynamik und lässt sich eine Eskalation nicht vermeiden, müssen gut ausgebildete Securitys eingreifen“.

Sicherheit hat ihren Preis

Dass in der Kölner Silvesternacht 2015/2016 nicht ausgebildete Hilfskräfte an Absperrungen eingesetzt wurden,  ist für Clemens ein Paradebeispiel: Es ging nur darum, die Kosten zu drücken. So etwas darf nicht passieren und sich schon gar nicht wiederholen.“