Wie eine FirmaStaatsanwalt: So funktioniert eine Kölner Drogen-Bande
Köln – Ein Hochhaus-Komplex als Schauplatz für einen florierenden Drogenhandel. Führte Mehmet K. (32) als Bandenboss in Porz-Finkenberg eine „Ganoven-Firma“? Laut Anklage der Kölner Staatsanwaltschaft soll er Mittäter in verschiedenen Positionen angestellt haben. EXPRESS erklärt die Struktur der mutmaßlichen Drogen-Bande, die sich seit Donnerstag vor Gericht verantworten muss.
1500 Euro Gehalt
Ein Gehalt von 1500 Euro soll der Hauptangeklagte seinen Mitstreitern gezahlt haben, die ebenfalls im Landgericht auf der Anklagebank saßen. Sie sollen im Hochhaus in der Theodor-Heuss-Straße im 2-Schichten-System gearbeitet haben, von 12 bis 18 Uhr und von 18 bis Uhr. Das waren laut Anklage ihre „Berufe“:
Der Banden-Boss
Mehmet K. soll Kontakte in die Niederlande gepflegt, sich so Zugang zu kiloweise Marihuana und Kokain verschafft haben. Er soll sich Mitarbeiter gesucht und diese kontrolliert haben. Als er einen seiner Untertanen verdächtigte, 800 Gramm Kokain unterschlagen zu haben, soll K. diesen mit dem Tod bedroht haben. Als der Dealer aussteigen wollte, soll der Chef gesagt haben: „Du wirst immer für mich arbeiten! Dein Arsch gehört mir!“ Doch der Mann ging zur Polizei, erzählte alle.
Der Einkäufer
André D. (32) soll die Drogen vom Kurier aus Holland entgegengenommen und bezahlt haben – auf einem Supermarktparkplatz. Preis in einem Fall: 51 000 Euro für knapp zehn Kilo Marihuana.
Der Läufer
Mehmet A. (29) soll die Drogen aus einer Bunkerwohnung im Hochhaus geholt und an die Dealer ausgegeben haben. Auch soll er diese zur Kommunikation mit Telefonen ausgestattet haben.
Der Verkäufer
Marco D. (28) soll die Ware im Treppenhaus des Finkenberg-Komplexes an Kunden vertickt haben. Preis: 10 Euro pro Gramm beim Gras, 50 Euro pro 0,6 Gramm Koks.
Der Wächter
Süleyman G. (28) soll auf dem Dach des Hochhauses positioniert gewesen sein – um die Komplizen warnen zu können.
Zum Prozessauftakt schwiegen die Angeklagten. Nur André D. legte ein Teilgeständnis ab.
Haupttäter soll Hund geraubt haben
Mehmet K. (32) muss sich in einem weiteren Fall verantworten – und der ist kurios. Der Angeklagte soll tatsächlich einen Hunde-Raub begangen haben. Allein dafür drohen ihm viele Jahre Gefängnis.
Die Stadt hatte dem Besitzer American Staffordshire Terrier Bonnie entzogen. Besitzer K. soll für den Kampfhund nicht die nötige Lizenz besessen haben, Bonnie kam ins Tierheim.
Als ein Mitarbeiter die Hündin Gassi führte, wurde dieser von Tätern mit Pfefferspray angegriffen. Bonnie wurde geraubt. K. soll den Hund danach entgegengenommen haben.
(exfo)