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35 Jahre im KarnevalBernd Stelter: So eroberte er seine Frau – diese Witze sind bei ihm tabu

Bernd Stelter beim Interview-Termin in Köln.

Bernd Stelter blickte beim EXPRESS.de-Termin auf seine 35 Jahre im Karneval zurück und verriet einige Neuigkeiten.

Seit 35 Jahren ist Bernd Stelter eine feste Größe im Karneval. Zudem hat er viele TV-Auftritte hinter sich und veröffentlicht regelmäßig neue Bücher. Im EXPRESS.de-Interview blickt er zurück und nach vorne.

In dieser Session feiert Bernd Stelter (62) bereits sein 35-jähriges Bühnenjubiläum. Angefangen hat alles mit der Figur des „Werbefachmanns“ im Kölner Sitzungskarneval. Einem breiteren Publikum wurde er spätestens durch sein Mitwirken bei „7 Tage, 7 Köpfe“ bekannt.

Neben Kalle Pohl, Jochen Busse, Rudi Carrell und Gaby Köster gehörte er zur Stammbesetzung der RTL-Comedyshow. Mit seinem aktuellen Solo-Programm „Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende“ tourt der in Bornheim-Hersel lebende Künstler ebenso erfolgreich durch die ganze Republik. EXPRESS.de traf ihn zum ausführlichen Gespräch.

Bernd Stelter: 1988 hatte er im Sartory seinen ersten Karnevals-Auftritt

Warum ist der 6. November 1988 ein ganz besonderer Tag für dich?

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Bernd Stelter: (lacht) „Diesen Tag werde ich nie vergessen. Es war mein erster Auftritt beim Klub Kölner Karnevalisten im Sartory und wahrscheinlich der erste Comedy-Auftritt im Kölner Karneval. Genau genommen habe ich alles falsch gemacht: Ich habe nicht Kölsch gesprochen, war nicht kostümiert und habe gegen die Empfehlung ‚von Werbung frei die Narretei‘ als Werbefachmann verstoßen. Aber der Saal tobte und feierte mich mit stehenden Ovationen.“

In Unna geboren und aufgewachsen und plötzlich mitten im kölschen Karneval. Was war das für ein Gefühl?

Bernd Stelter: „Wie die Kölschen feiern, musste ich erst lernen. Für mich war die ganze Situation neu. Karneval kannte ich als Student nur aus Bonn in den Kneipen. Ich kannte die Lieder der Bläck Fööss, habe aber immer gedacht, die Höhner singen ‚ich bin ein Römer‘. Dass die einen Räuber meinten, habe ich erst später kapiert.“

Aber am besagten 6. November hast du auch deine Ehefrau Anke, mit der du 33 Jahre verheiratet bist, kennengelernt.

Bernd Stelter: „Das war der Hammer. Nach meinem ersten Auftritt schlenderte ich in der Pause durchs Sartory-Foyer und freute mich über die vielen Glückwünsche zu meinem Debüt-Auftritt. Plötzlich landete ich mitten in einem Damenkegelclub, der mich sofort für einen Auftritt engagieren wollte. In meiner Panik schaute ich mich um und erblickte ein Mädchen. Ich erklärte ihr mein Problem und bat sie darum, sich als meine Freundin auszugeben und den Frauen zu sagen, dass ich nicht bei einem Damenkegelclub auftreten darf. Ihre Antwort: ‚Du bist dir aber schon bewusst, dass das die blödeste Anmache ist, die ich je gehört habe?‘ Dennoch hat sie mitgespielt.“

Wie ging es nach der ersten Begegnung weiter?

Bernd Stelter: „Bereits am nächsten Tag hat sie ihrer Schneiderin gesagt: Ich habe den Mann kennengelernt, den ich heirate. Zwei Jahre später, am 6. November 1990, haben Anke und ich im historischen Rathaus geheiratet. Ich werde nie vergessen, wie Ludwig Sebus auf dem Stuhl des Standesbeamten saß und sagte: ‚Kinder, noch könnt ihr es euch überlegen.‘“

Bernd Stelter mit Ehefrau Anke.

In diesem Saal fing alles an: Bernd Stelter mit seiner Frau Anke bei der Knollendorfer-Sitzung im Februar 2023 im Sartory.

Wie ging es mit der Karriere weiter?

Bernd Stelter: „Ich hatte ein großartiges Glück im Leben, dass es bei mir nicht von null auf Hundert ging. Am Anfang war der gewaltige Karneval, dann kam Radio dazu (Radio RPR und Antenne Bayern, d. Red.), dann kam der WDR und fragte mich, ob ich die Morgenwelle auf WDR 4 moderieren könnte. Irgendwann kam die ARD auf mich zu und bot mir die Moderation bei der Samstagabendshow ‚Stimmung‘ an. Natürlich habe ich zugesagt, denn ein Nein hätte bedeutet, dass man mich für andere Sachen nicht mehr fragt.“

Bereits nach fünf Shows wurde die Sendung wieder abgesetzt, war dennoch wie ein Sechser im Lotto. Wieso?

Bernd Stelter: „Mit der vierten Show hatte ich Rudi Carrell auf RTL quotenmäßig geschlagen. Bei einem Medientreff im Kölner Maritim tippte mir von hinten einer auf die Schulter und fragte: ‚Hast du Lust auf ‚7 Tage, 7 Köpfe‘?‘ Da bin ich durchgedreht, denn Rudi Carrell war für mich ein Halbgott. Ich brachte nur ein Ja heraus und bin dann direkt nach Hause zu Anke gefahren, habe unsere einzige Champagner-Flasche geholt und mit ihr angestoßen.“

Wie fiel das Urteil von Rudi Carrell aus?

Bernd Stelter: „Er meinte nach der Sendung: ‚Das war nicht schlecht, aber auch nicht gut. Dennoch würde ich es mit dir nochmal probieren. Wichtig ist nur: Du brauchst dich nicht quer über den Tisch legen und brüllen – so jemanden habe ich schon. Du bist ein dicker Mann und ein dicker Mann lehnt sich zurück und erzählt seine Geschichte.‘“

Jochen Busse, Kabarettist, Schauspieler und Autor (M) und sein "7 Tage - 7 Köpfe"-Team (l-r) Kalle Pohl, Bernd Stelter, Oliver Welke, Gaby Köster und Mike Krüger.

Bernd Stelter war jahrelang festes Mitglied bei „7 Tage, 7 Köpfe“, hier mit Kalle Pohl, Oliver Welke, Jochen Busse, Gaby Köster und Mike Krüger.

In den nächsten neun Jahren hast du nebenher aber auch andere Sachen gemacht.

Bernd Stelter: „Karneval ist prima, ‚7 Tage, 7 Köpfe‘ war toll. Die Erfahrung als Schauspieler in ‚Bernds Hexe‘ war etwas ganz Besonderes für mich. Dann kam die Idee, für meine Kinder aufzuschreiben, wie wir zum Camping gekommen sind. Das Manuskript hat dann die Buchagentin Dagmar Konsalik gelesen, vier Verlagen angeboten, wobei zwei direkt zugesagt hatten. Und so wurde ich auch noch Schriftsteller. Karneval ist mir bis heute sehr wichtig und meine Wurzel, dennoch wollte ich immer über den Tellerrand hinauszuschauen und nicht in eine Schublade gesteckt werden.“

Bernd Stelter: Diese Tipps gab mir Rudi Carrell mit auf den Weg

Was hast du aus deiner Zeit mit Rudi Carrell mitgenommen?

Bernd Stelter: „Im Karneval hast du 20 Minuten, in denen du Vollgas gibst und einen Gag nach dem anderen heraushaust. Bei meinen Solo-Programmen, die über zwei Stunden dauern, geht das nicht. Da muss dem Publikum auch mal das Lachen im Hals stecken bleiben. Und genau das konnte ich bei Rudi Carrell lernen. Er hat mir mal gesagt: ‚Wenn du den Leuten einen schönen Abend bereiten willst, dann bring sie zum Lachen. Wenn du den Leuten einen wirklich tollen Abend bereiten willst, dann bring sie zum Lachen und zum Weinen.‘ Eine Philosophie, die ich mir zu eigen gemacht habe. Was mir sehr wichtig ist: Ich bin kein Comedian, denn ein Comedian steht zwei Stunden lang auf der Bühne und erzählt irgendetwas Lustiges. Bei mir gibt es auch die ruhigen Momente.“

Wie gehst du als Redner mit den politischen Entwicklungen um?

Bernd Stelter: „Ich gendere nicht. Ich finde, man sollte ganz genau überlegen, ob man Gags weglässt. Denn wenn man vorher bereits überlegt, welcher Gag geht und welcher nicht, bleibt die Komik auf der Strecke. Ich achte aber strikt auf meinen persönlichen Kodex, denn ich wollte nie tabulos sein. Schleimige Witze über Sex oder frauenfeindliche Witze haben und werden nie einen Platz in meinen Programmen bekommen.“

Bernd Stelter bei der Prinzenproklamation Kölner Dreigestirn im Gürzenich.

Bernd Stelter steht seit 35 Jahren im Kölner Karneval auf der Bühne, wie hier bei der Prinzenproklamation am 6. Januar 2023 im Gürzenich.

Inwieweit hat sich das Karnevalspublikum in den letzten Jahren verändert?

Bernd Stelter: „Die Säle sind viel unruhiger als noch vor ein paar Jahren. Damit muss man als Redner leben oder sein Programm darauf einstellen. Daher finde ich Formate wie Flüstersitzungen oder Nostalgiesitzungen sehr schön.“

Du bist ein Künstler, dem der Karneval sehr am Herzen liegt. Was geht dir durch den Kopf, wenn du solche Auswüchse wie am 11. im 11. auf der Zülpicher Straße siehst?

Bernd Stelter: „Das ist für mich kein Karneval und hat mit Karneval auch nichts zu tun. Wenn Tausende von Menschen von irgendwo mit dem Zug anreisen und meinen, es sei jetzt saufen befohlen, dann ist es das gleiche, als wenn sich Tausende von Menschen in den Flieger setzten, um sich am Ballermann die Birne wegzudröhnen. Karneval ist dann nur der Anlass. Eine Entwicklung, die ich sehr schade finde. Ich glaube, dass unsere Gesellschaft an einem Hauptfaktor kränkelt, und das ist Respektlosigkeit in jeder Beziehung.“

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Im Februar 2024 startest du gleich zweifach mit neuem Solo-Programm und neuem Buch durch.

Bernd Stelter: (lacht) „Mein Motto ist, niemals stehen bleiben. Nachdem ich ‚Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende‘ über 300-mal gespielt habe, gehe ich am 21. Februar mit meiner neuen Solotour ‚Reg dich nicht auf. Gibt nur Falten‘ an den Start (21. und 22. August 2024 im Senftöpchen, d. Red.). Darüber hinaus erscheint am 29. Februar mein insgesamt achtes Buch und mein vierter Camping-Krimi mit dem Titel ‚Mode, Mord und Meeresrauschen‘“.

Rente scheint bei dir noch lange kein Thema zu sein – oder?

Bernd Stelter: „Rente ist für mich kein Thema, dafür macht mir das, was ich mache, viel zu viel Spaß. Ich werde nächstes Jahr 63 Jahre alt, wenn ich etwas hinbekommen habe, dann dass ich keinen Stress mehr habe. Ich stehe seit 35 wunderbaren Jahren auf den Karnevalsbühnen, habe zehn Jahre lang ‚7 Tage, 7 Köpfe‘ machen dürfen, acht Bücher geschrieben und bin jetzt an einem Punkt angekommen, wo ich die Ellenbogen einfahren kann und einfach nur noch genießen darf. Alt werden und dabei Spaß haben, ist das Wichtigste.“

Bernd Stelter: 10.000 Schritte täglich – so nahm er 20 Kilogramm ab

Wie erhältst du dir den Spaß am Leben, auch wenn hier und da die Wehwehchen im Alter kommen?

Bernd Stelter: „Für mich ist Bewegung wichtig. Ich habe eine Fitnessuhr und mache täglich meine 10.000 Schritte. Dann schalte ich das Smartphone konsequent aus und genieße die Natur. Auf diese Weise habe ich mich von meinen 130 kg auf 110 kg runter trainiert. Ebenso wichtig ist, geistig beweglich zu bleiben, nie aufzuhören, etwas Neues zu machen. Die Liebe zur Familie, Freunde treffen, lachen und sich bewusst zu werden, dass man nicht mehr alles im Leben braucht. Und wenn etwas Schönes passiert, stehen bleiben und genießen.“

Wenn du auf dein bisheriges Leben zurückschaust, was kommt dir als Erstes in den Sinn?

Bernd Stelter: „Dass ich sehr dankbar bin für all das, was ich erleben und erreichen durfte. Und dass meine liebe Anke mich vor 35 Jahren nicht abblitzen ließ und seit 33 Jahren meine Frau ist.“