Album-KritikBläck Fööss beschenken Köln – aber Fans vermissen Wegbegleiter

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Die Bläck Fööss (hier im Oktober 2019 vor dem Kölner Dom) feiern in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen.

von Bastian Ebel (bas)

Köln – Platz vier. Immer noch ganz oben in den deutschen Albumcharts. Die Bläck Fööss haben sich und Köln zum 50. Band-Geburtstag ein Album geschenkt. Warum die „Mutter aller kölschen Bands“ darauf ein Feuerwerk abbrennt, obwohl ihre Silvester-Show abgesagt ist? Eine Album-Kritik.

Bläck Fööss-Album ein Charterfolg

Beginnen wir mit dem Schluss, denn die Idee ist bei Weitem nicht neu. Aber sie sagt alles aus, was man über das kölsche Lebensgefühl, insbesondere in diesen Zeiten, wissen muss:

Die Fööss haben ihre Allzeit-Köln-Hymne „En unserem Veedel“ mit dem WDR-Funkhausorchester neu vertont. Wem da nicht die so viel beschworene Gänsehaut kommt, hat das Köln-Jeföhl wohl immer noch nicht verstanden.

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Erry Stoklosa und die Fööss, hier im Oktober 2020, haben viel im Studio getüftelt.

Wer aber glaubt, die Fööss schwelgen in ihrem Album nur in Erinnerungen, irrt gewaltig. Ähnlich wie beim Umbruch der Band schafft es Kölns musikalisches Aushängeschild perfekt, Tradition und Moderne zu kombinieren.

Denn die Mammut-Aufgabe „Welche der größten Hits kommen überhaupt drauf?“ wurde perfekt gelöst. Mit „50 Johr“ oder „Schön dat mer noch zesamme sin“ mischen sich beispielsweise zwei neue Titel unter die 19 Fööss-Granaten auf dem Album.

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Verstehen sich bestens: Erry Stoklosa (l.) und Mirko Bäumer (r.) mit ihrem Gast-Musiker Wolfgang Petry.

Na klar: Zum 50. Jubiläum hat man sich Verstärkung an die Seite geholt und mit Wolfgang Petry, Hape Kerkeling, Heino, Howard Carpendale, Beer Bitches, Bruno Müller, Tom Gaebel, Wolfgang Niedecken, AnnenMayKantereit oder Biggi Wanninger echte Zugpferde mit auf der Platte verewigt. Klasse!

Doch insgeheim vermisst man doch ein paar Protagonisten auf dem Album, die die Bandgeschichte mitgeprägt haben: Da wäre vor allen Dingen Graham Boney zu nennen, der die Band erst in die Richtung kölsche Musik stupste. Oder King Size Dick, der treue Wegbegleiter. Nicht zuletzt Tommy Engel wäre für eingefleischte Fööss-Liebhaber sicherlich ein Muss gewesen.

Tommy Engel, Erry Stoklosa

Erry Stoklosa (l.) und Tommy Engel beim Weihnachtsengel 2019.

Warum und wieso diese Zusammenarbeit nicht zustande kam? Müßig, hinterher darüber zu diskutieren. Mit Sicherheit werden die Fööss auf ihren Nachhol-Konzerten 2021 ein Plätzchen für alle finden. Das würde die Fan-Gemeinde freuen.

Ihr Silvester-Konzert in der Lanxess-Arena fällt aufgrund von Corona aus – dafür haben die Bläck Fööss zum 50. Geburtstag eine Scheibe hingelegt, die einem musikalischen kölschen Feuerwerk gleicht. Musikalisch muss man den nationalen Vergleich mit Top-Produktionen aber auch nicht scheuen. Die Band kommt immer mehr im „Hier und Jetzt“ an, ohne ihre Wurzeln zu vergessen.

Deshalb ist die Richtung klar: Das Album der „Bläck Fööss 2.0“ muss spätestens Weihnachten unter jedem Baum liegen oder als Playlist auf dem Handy installiert sein. Es ist nicht weniger als das Vermächtnis von Kölns musikalischem Aushängeschild, gepaart mit einem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft.