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Großes Heimat-InterviewLukas Podolski: „Kölner ist man auch in Bergheim“

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Lukas Podolski auf dem Vierungsturm vom Kölner Dom.

  • „Ich fahre oft Straßenbahn, kenne alle Linien“
  • „Kölner bist du auch als Bergheimer und Bergisch Gladbacher“
  • „Lieber Köln als Champions League“

Köln – Egal ob in Asien, Afrika oder Amerika – Lukas Podolski kennt man überall.  Er trägt Köln in die Welt, ob  mit Fahne bei großen Fußball-Turnieren oder neuerdings als Musik-Produzent von kölschen Hits. Im EXPRESS-Interview spricht der 31-Jährige über seine besondere Liebe zu Köln.

Herr Podolski, fühlen Sie sich  als  Botschafter von Köln?

Podolski: Ich habe keinen Stempel von der Stadt aufgedrückt bekommen. Nach dem WM-Sieg mit der Fahne zum Beispiel: Das mache ich aus dem Herzen, weil immer ein Teil von Köln mit mir ist – die Stadt, die Fans, die Leute, sie haben mir so viel gegeben. Wenn die Menschen Poldi, Prinz oder so rufen, das gibt mir viel Energie. So kann ich etwas zurückgeben – und Köln wird dadurch eben auch bekannter (lacht).

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Können Sie sich die  besondere Liebe zur Stadt erklären?

Das ist schwer in Worte zu fassen. Aber es gibt diese Momente, in denen ich direkt verliebt bin.  Wenn ich am Flughafen lande oder gewisse Straßen entlang fahre, das Stadion zum Beispiel sehe,  dann  entsteht ein Kribbeln im Bauch – dann merke ich, dass ich Zuhause bin.  Das kommt bei mir aus dem Herzen – und wenn es vom Herzen kommt, dann ist es ehrlich.

Sie sind in Polen geboren, in Bergheim aufgewachsen. Kann man trotzdem Kölner sein?

Ich habe mit zehn Jahren angefangen, beim FC zu spielen – da hat diese Liebe begonnen. Ich bin jeden Tag aus Bergheim nach Köln gekommen. Das ist in der FC-Hymne ja gut beschrieben: Kölner zu sein, das endet nicht an der Stadtgrenze – sondern man ist es auch in Habbelrath, Bergisch Gladbach oder Bergheim. So ist es auch in Hürth, Frechen oder Brühl. Es geht um dieses Gefühl und nicht um die Postleitzahl.

Herr Podolski, hatten Sie schon einmal Heimweh?

Ich würde es nicht als Heimweh bezeichnen, weil ich weiß, dass ich nicht für immer weg bin. Man vermisst seine Freunde, den Dom, sein Zuhause. In meinem Beruf ist man viel unterwegs, da denkt man oft an die Heimat. Aber zum Glück gibt es heute viele Möglichkeiten, schnell  sein Zuhause wiederzusehen.

2006 haben Sie die Stadt zum ersten Mal verlassen und sind nach München gewechselt.

Das war total ungewohnt, ich war ja noch jung. Alles war plötzlich anders, die Freunde waren nicht mehr um einen rum, die Familie nicht da. Ich habe schließlich bis dahin bei meinen Eltern gewohnt. Da bin ich in eine andere Welt gekommen.

Sie sind drei Jahre später zurückgekommen. Hat die Liebe zu Köln ihnen eine größere Karriere verwehrt?

Ja, schon. Ich hatte damals neben dem FC auch andere Angebote aus England. Mit Manchester City gab es schon ein Treffen. Aber ich wollte zurück zum FC, zu den Fans, zur Südkurve. Das Gefühl war so stark, dass ich alles andere ausgeblendet habe. Ich hätte vielleicht jahrelang in der Champions League spielen können, aber das war mir in dem Moment scheiß egal.

Ich habe Sie letztens in der Straßenbahn getroffen. Kommt das oft vor, dass Sie so unterwegs sind?

Sehr oft!  Das habe ich aber auch in London gemacht. Hier in Köln kenne ich alle Linien. Ich will mich auch nicht einschränken, weiter ein Junge von der Straße bleiben. Das geht schneller und es ist gemütlicher. Ich will das normale Leben genießen.

Sie sprechen immer davon, wie sehr Sie Köln lieben? Was stört Sie denn an der Stadt?

Die vielen Baustellen! Und der Verkehr! Ich habe in London und jetzt in Istanbul gelebt, aber hier ist es grausam. Am Morgen im Berufsverkehr hält man es ja nicht aus. Ich finde wir sollten auch bei den Neubauten darauf aufpassen, dass wir den Puls der Menschen treffen. Ich habe die Zeichnungen vom neuen Casino gesehen, die gefallen mir nicht. Ich denke, es gibt andere Ansätze, wie man die Stadt noch schöner machen kann. Das gilt übrigens nicht nur für das Casino.

Sie wohnen selbst im Rheinauhafen. Ist die Gegend durch die  Architektur ein Aushängeschild geworden?

Ja! Das passt perfekt zu Köln, da fühle ich mich auch sehr wohl. Die Mischung zwischen den  modernen Häusern und den alten Hafenkränen ist super. Es muss aber noch mehr Leben in die Gegend, dort brauchen wir mehr Restaurants, Bars oder Clubs.

Was wünschen Sie sich für Köln?

Ich hoffe, dass die Menschen die Liebe zu Köln behalten. So ausgeprägt gibt es das nur bei uns.  Natürlich gibt es Probleme in der Stadt, aber die gibt es überall. Nirgendswo ist es perfekt. Ich habe Angst, dass das kölsche Gefühl, die Sprache und die Mentalität in der Zukunft verloren geht. Die Jugend soll diese Besonderheit fortführen.

Zuletzt haben Bettina Böttinger und Serdar Somuncu Kritik an Köln geäußert – sie ließen das nicht unkommentiert. Fühlen Sie sich dabei persönlich angegriffen?

Ja, klar! Jeder darf Kritik äußern. Aber wer sagt, dass er hier nicht leben will, dann halt auf Wiedersehen.  Es hat sie ja keiner gezwungen, sie haben es sich ja  ausgesucht hier zu leben. Wenn es dann noch gegen die Menschen geht, die hier leben, dann ärgert es mich.

Sie sagten zuletzt, Sie möchten Kölner Bürgermeister werden. War das nur ein Witz?

Es hätte Charme – mehr sage ich dazu nicht. Ich habe es einfach mal in den Raum geschmissen … (lacht)

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