Benutzte Spritzen, DrogenmüllKölner Mutter beklagt: Weg zur Grundschule unzumutbar

Unterhalb eines Gerüsts liegen unzählige benutzte Spritzen, Spritzenverpackungen, Kondome und weiterer Müll.

Unterhalb des Gerüsts liegen unzählige benutzte Spritzen, Spritzenverpackungen, Kondome und weiterer Müll.

Eine Kölner Mutter ist hilflos – und wütend. Denn am Schulweg ihres Sohnes (8) liegen jeden Morgen massenweise benutzte Spritzen und Drogenmüll.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Wenn Yasemin U. (47) mit ihrem achtjährigen Sohn zu dessen Grundschule radelt, kriegt sie jeden Morgen einen Schock. „Auf der Straße liegt benutztes Drogenbesteck, massenweise Spritzenverpackungen und Unrat“, erzählt sie gegenüber EXPRESS.de.

Die neue Erzbischöfliche Grundschule befindet sich an der Neuerburgstraße im Drogenbrennpunkt Kalk. Die Straße ist somit Schulweg für zahlreiche Kinder. Und die müssen an den Hinterlassenschaften von Junkies vorbei.

Kölner Mutter: Zustand in der Neuenburgstraße ist unzumutbar

„Wir Eltern haben den Kindern von Anfang an erklären müssen, dass sie dort nicht stehen bleiben und nichts aufheben dürfen“, erklärt Yasemin U. aufgebracht. Der Zustand in der Neuerburgstraße, die die Kalker Hauptstraße und Dillenburger Straße verbindet, sei unzumutbar.

Blick in die Neuerburgstraße in Köln-Kalk: Rechts stehen parkende Autos, links befindet sich ein langgestrecktes Gebäude, an dem sich zum Teil ein Gerüst mit Planen befindet.

Die Neuerburgstraße: Auf der linken Seite liegen die ehemaligen KHD-Gebäude, an denen sich zum Teil ein Gerüst mit Planen befindet.

Die 47-Jährige zeigt auf die ehemaligen KHD-Hallen, deren Fassade zum Teil eingerüstet und mit einer Plane abgehängt sind. „Da sitzen Junkies drunter und setzen sich einen Schuss!“, sagt sie. Gegenüber von „Vision e.V.“, dem Verein für innovative Drogenselbsthilfe, sei der Konsum extrem. Dort steht auch ein Spritzenautomat.

Drogenkonsumraum in Köln-Kalk seit 2017 noch nicht umgesetzt

„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ‚Vision‘ räumen regelmäßig Spritzen weg. Jedoch ist das keine dauerhafte Lösung“, erzählt Yasemin U. Sie selbst habe sich bereits mehrfach an die AWB gewandt. Die Mutter: „Wenn aufgeräumt wird, dann sieht es aber spätestens nach zwei Tagen wieder so aus.“

Sie wolle die Drogenkonsumenten nicht vertreiben, sagt die Kölnerin. Jeder soll seinen Raum haben, aber die Stadt müsse in die Gänge kommen. „Der geplante Konsumraum an der Dillenburger Straße ist seit 2017 noch immer nicht umgesetzt“, so Yasemin U. wütend. Die Straße liegt um die Ecke der Neuerburgstraße.

Stadt Köln: Drogenproblematik in Kalk und im Bereich KHD-Hallen bekannt

Dem städtischen Ordnungsamt sei die Drogenproblematik in Köln-Kalk bekannt, auch im Bereich der ehemaligen KHD-Hallen, sagt Katja Reuter vom städtischen Presseamt auf Nachfrage von EXPRESS.de. Die Dienstgruppe Kalk würde dort regelmäßig Streife laufen.

„Es ist bekannt, dass sich Suchtkranke immer wieder auf dem beschriebenen Gerüst aufhalten, um meistens auf der ersten Ebene Drogen zu konsumieren“, erzählt sie. Der Zugang führe über eine dort angestellte Leiter. Gerüst und Leiter seien durch eine Plane verdeckt und somit sichtgeschützt. Katja Reuter: „Um den Konsum an dieser Stelle einzudämmen, wurden in der Vergangenheit bereits Leiter und Plane entfernt. Leider wurde beides wieder angebracht, so dass die Entfernung erneut veranlasst werden musste.“

Der Mietvertrag für den Drogenkonsumraum stehe kurz vor der Unterzeichnung, sagt sie. Der Umbau erfolge durch die Vermieterin, die dafür eine Dauer von mindestens einem halben Jahr einplane.

Kölner Verein „Vision“ sammelt regelmäßig Drogenspritzen ein

Es sei frustrierend, wenn da nichts weiter geht, sagt eine Mitarbeiterin des Vereins „Vision“. „Wir machen unsere Spritzen-Sammeltouren mehrmals die Woche und säubern die Straße regelmäßig. Es wird aber schnell wieder dreckig“, berichtet sie. Sie würden auch Drogenkonsumenten zur Rede stellen. Aber wenn die gerade auf Entzug seien, sei ihnen das egal, erklärt sie.

Sie ist überzeugt, dass der Konsumraum, wenn er mal eröffnet ist, für eine deutliche Verbesserung der Situation in der Neuenburgstraße sorgen wird: „Das wird einiges verändern – zum Positiven, für alle.“