Diese Geschichte geht ans Herz300 wildfremde Biker erfüllen Todkrankem letzten Wunsch

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Rund 300 Biker begleiteten den sterbenskranken Herbert Lersch auf seiner letzten Tour.

von Martin Gätke (mg)

Köln – Diese Geschichte geht ans Herz: Herbert Lersch (79) ist todkrank. Seit zwei Jahren zerfrisst der Krebs seinen Körper.

Herberts letzter Wunsch: Noch einmal Motorrad fahren, Fahrtwind in den Haaren spüren. Noch einmal das Gefühl haben, nicht an einen Rollstuhl gefesselt zu sein.

Video: Herberts letzte Fahrt mit dem Motorrad

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Gesagt, getan: 300 Biker aus dem Rheinland haben dem sterbenskranken Mann jetzt seinen Herzenswunsch erfüllt. Und ihn auf seiner letzten Ausfahrt begleitet.

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Als Herbert aus dem Hospiz kommt, warten die Biker schon auf ihn. Seine Familie und er sind gerührt.

300 Motorradfahrer jubeln und hupen, als Tochter Iris Lersch (50) ihren Vater aus dem Hospiz des St. Katharinen-Hospital in Frechen ins Freie rollt. Der ahnt nichts. Seine Augen füllen sich mit Tränen der Freude.

Kampf gegen den Krebs

„Vor zwei Jahren kam die Diagnose: Tumor in der Speiseröhre“, erklärt Tochter Iris. „In den nächsten sechs Monaten folgte dann der Kampf gegen den Krebs: Chemotherapie, künstliche Ernährung. Am Ende war alles erfolglos.“

Herbert, der früher 120 Kilo wog, wiegt jetzt 75 Kilo. Als er hörte, dass es keine Chance auf Heilung gibt, wollte er bei seiner Familie sein.

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Highway to Heaven:  Die Gruppe auf dem Weg nach Kerpen – Herbert vorneweg

„Es war ein Samstag, als wir ihn fragten, was er sich eigentlich noch im Leben wünscht“, erinnert sich Enkelin Jenny (26). „Er hatte nicht lang überlegt, als er sagte: Ich will unbedingt Motorradfahren!“

Der letzte Wunsch auf Facebook

Schließlich war der Kölner Ex-Müllmann fast 60 Jahre lang auf zwei Rädern unterwegs – auf seiner alten Triumph.

Vergeblich suchte Iris Lersch nach einem Motorradgespann mit Beiwagen, um ihrem Vater seinen Wunsch zu erfüllen.

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Herbert zusammen mit seinem Fahrer Rainer Hagen

„Doch nirgends konnte ich so ein Ding finden“, sagt sie. Da hatte eine Freundin kurzerhand den letzten Wunsch auf Facebook gepostet.

„Keine fünf Tage später haben sich rund 300 Biker dazu bereiterklärt, Herberts letzten Wunsch zu erfüllen“, erklärt Hakan Örmen, der alles mitorganisierte. „Biker halten eben zusammen.“

Auf zwei Rädern ins Glück

Der gewaltige Motorradpulk fuhr über Landstraßen nach Kerpen, durch die Stadt, vorbei an staunenden Spaziergängern und Autofahrern. Herbert immer vorneweg, mit einem breiten Lächeln winkt er von seinem Beiwagen aus. Er sieht glücklich aus.

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Auf seiner Tour besuchte Herbert auch sein altes Wohnhaus in Kerpen. Seine ehemaligen Nachbarn begrüßen ihn.

Über eine Stunde dauert die Tour, mit einem Abstecher an seinem alten Kerpener Wohnhaus. „Es war eine der schönsten Fahrten in meinem Leben“, sagt Herbert. Er weint wieder. „Ich fühle mich wie 19!“

Jeder Tag könnte Herberts letzter sein. Doch nicht dieser Sonntag. „Nicht seine Schmerzen, sondern dieser Moment wird meinen Vater bis zum Schluss begleiten. Dafür sind wir sehr dankbar“, so Iris.

Sechs Wochen nach seiner Tour schlief Herbert Lersch ganz friedlich ein. Jetzt ist er im Biker-Himmel.