Die KVB-Hauptwerkstatt in WeidenpeschIst was kaputt, kommen sie zum Zug

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Ist was kaputt, kommen sie zum Zug Ein „eingeschweißtes“ Team (v.l.): Frank Muckes (47), Victoria Jürgensohn (23) und Patrick Demond (25).

Köln – Sie liegt an der kleinen Mönchsgasse versteckt, mitten im schönen Stadtteil Weidenpesch – die Hauptwerkstatt der Kölner Verkehrsbetriebe. Jeden Tag arbeiten Männer und Frauen hier an den Straßenbahnen.

Von der Hauptuntersuchung bis hin zur kompletten Kernsanierung der Bahnen werden sämtliche Arbeiten erledigt. Sonntag-EXPRESS hat sich vor Ort mal ein wenig um- und den fließigen Arbeitern über die Schultern geschaut.

Morgens um 8 Uhr geht es los. Als hätten sich die 142 Mitarbeiter abgesprochen, kommen sie fast alle zeitgleich aus sämtlichen Richtungen am Werkstor an und fahren fröhlich winkend an Pförtner Achim Schmitz vorbei.

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Radlose KVB-Bahnen: An 14 Werkstatt-Gräben werden die 40 Tonnen Kolosse angehoben.

In der großen Werkstatthalle wartet jeden Tag viel Arbeit. Räder und Drehkränze müssen gewechselt  und Unfallschäden an Bahnen beseitigt werden. 

Insgesamt stehen 14 Arbeitsstände zur Verfügung, auf denen die Züge entweder aufgebockt werden oder wo unterhalb der Gleise ein Arbeitsgraben  zu finden ist.

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Ist nach Unfällen die Karosserie kaputt, werden an diesen Stellen neue Bleche angeklebt.

„Jede einzelne Hochflurbahn fährt im Jahr 130000 und jede Niederflurbahn etwa 80000 Kilometer weit durchs Streckennetz.

Spätestens nach acht Jahren oder nach einer halben Million zurückgelegter Kilometer  kommen sie zu uns zur Hauptuntersuchung“, sagt KVB-Werkstattleiter Juan Carlos Castro Varela (54).

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Reifenwechsel extrem: Die Laufräder müssen von Maschinen von der „Felge“ gesägt werden.

Doch in Weidenpesch werden nicht nur sämtliche Reparaturen durchgeführt. „Wir  modernisieren auch die 30 Jahre alten Bahnen und pimpen sie optisch auf den neuesten Stand auf“, so Castro Varela. 

Dafür wird die Bahn komplett entkernt, alle Kabel, Sitze und die Böden  herausgeholt. „Optisch und technisch ist sie danach  wie neu.“

Neu wäre doppelt so teuer

So ein „Make-over“ kostet rund 1,7 Millionen Euro, ist aber nur halb so teuer wie eine Neuanschaffung.

Doch auch kleinere Reparaturen sind an der Tagesordnung. Egal ob Laufräder gewechselt werden oder Bremssysteme gewartet werden müssen.

Vandalen  machen viel kaputt

„Ein Ärgernis sind allerdings die Fensterscheiben. Wegen mutwilliger Beschädigung müssen wir im Schnitt jedes Wochenende mindestens sechs kaputte Scheiben in Zügen austauschen“, sagt Werkstatt-Chef Castro Varela.

Sogar Straßenbahnen anderer Städte, zum Beispiel aus Saarbrücken, werden in der Kölner Werkstatt instand gesetzt.

Ralley in den Feierabend

Nach acht Stunden harter Arbeit heißt es dann Feierabend. Und es wiederholt sich der Anblick vom Morgen und pünktlich um 16 Uhr düsen sie alle wieder winkend an Pförtner Achim Schmitz vorbei.

Gut zu wissen:

Etwa 400 Bahnen

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Etwa 400 Bahnen werden hier durchschnittlich im Jahr repariert.

Ca. 1000 Räder

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Ca. 1000 Bahnen werden hier durchschnittlich im Jahr repariert Laufräder werden jedes Jahr in der Werkstatt gewechselt.

Rund 1,7 Millionen Euro

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1,7 Millionen Euro kostet die Kernsanierung einer Bahn.

142 Mitarbeiter

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142 Mitarbeiter sind für die Instandsetzung und Reparaturen der Bahnen zuständig.

Mindestens sechs Scheiben

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Sechs Scheiben fallen jedes Wochenende Vandalen zum Opfer und müssen  ersetzt werden

Acht Fußballfelder groß

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Acht Fußballfelder groß ist die Hauptwerkstatt in Weidenpesch.

Alle 500.000 Kilometer

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500.00 Kilometer fahren Bahnen bis zur nächsten Hauptuntersuchung.

„Auch dieses Stück bekamen wir flott“

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Im November 2014 rauschte diese Bahn auf der Emdener Straße in einen Lkw. Für die Bergung musste sie durchtrennt werden.

Bei einem schweren Verkehrsunfall stieß im November 2014 eine Straßenbahn der Linie 12 mit einem Lkw zusammen, der gerade von einem Firmengelände kam.

Die Bergungsarbeiten vor Ort gestalteten sich schwierig. Die Bahn war entgleist und so demoliert, dass sie zur Bergung mit Trennschleifern in zwei Teile gesägt werden musste. Nach mehreren Stunden wurden die beiden Hälften per Tieflader zur Hauptwerkstatt gebracht.

Unglaublich: In nur wenigen Wochen gelang es den Arbeitern, die Bahn wieder zusammenzuflicken. Seit 2015 ist sie bereits wieder im Kölner Schienennetz unterwegs.

(exfo)