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EXPRESS-KommentarWer die Höhner kritisiert, der hat Köln nicht verstanden

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Die Höhner wurden für ihre Aussagen kritisiert.

von Bastian Ebel (bas)

Köln – Die kölschen Bands in der Krise: Wie geht es weiter mit den Künstlern, die Köln so viel Freude bereitet haben? Im EXPRESS hatte Höhner-Sänger Henning Krautmacher vorgerechnet, dass die Bands spielen müssen, ansonsten droht der Bankrott. Darauf hagelte es Kritik in den sozialen Netzwerken und auch Musiker-Kollege Peter Brings sprach davon, er könne das „Gejaule“ nicht mehr hören. Das ist zu kurz gedacht, so die Meinung unseres Autors.

Köln: Höhner-Kritik nach EXPRESS-Bericht

Das war ja ein gefundenes Fressen: Eine der erfolgreichsten Bands in Köln hat es gewagt, auf sich und ihre Probleme aufmerksam zu machen. Womit? Mit Recht! Denn Henning Krautmacher hat als erster Künstler einmal vorgerechnet und erklärt, dass die Kölner Bands Wirtschaftsbetriebe sind, die Familien ernähren.

Er selbst hat sich über seine persönliche Situation nicht mit einem Satz beklagt. Im Gegenteil. Er hat nur darauf aufmerksam gemacht, wie schlecht es den Technikern oder Büroangestellten der Höhner (und im übrigen auch den Mitarbeitern vieler anderer Bands) geht. Und er schießt selbst aus seinem Privatvermögen Geld in die Band, damit die Mitarbeiter zumindest ein wenig an Auskommen haben.

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Henning Krautmacher hat auf die Probleme der Bands aufmerksam gemacht.

Menschen wie Krautmacher sind finanziell gesichert, soviel steht fest. Aber es gibt auch bei Höhnern, Bläck Fööss, Brings oder Paveiern angestellte Musiker, die nur für Auftritte bezahlt werden und nicht Teil der GbRs sind und von Gema-Einnahmen profitieren. Das muss den „Sozialneidern“ bewusst sein. Diese Menschen verdienen keine Millionen. Sie verdienen aktuell genau Null Euro. Deswegen ist es vorbildlich, dass Krautmacher sich in den Wind stellt und auf diese Problematik verweist.

Köln: Band-Angestellte verdienen in Corona nichts

Was nach seinen Aussagen im EXPRESS folgte, ist eigentlich kaum zu begreifen: Krautmacher wurde angefeindet in den sozialen Netzwerken. „Stell dich nicht so an“ ist der Grundtenor gewesen. Und noch viel schlimmer.

Hier lesen Sie mehr: Höhner bangen um ihre Existenz

Und natürlich musste dann auch wieder kommen, dass die Höhner Gladbach-Schals trugen auf einer Sitzung am Niederrhein. Was für ein leidiges Thema, ehrlich. Denn gleichzeitig haben die Höhner dem FC eine der schönsten Vereins-Hymnen Deutschlands geschenkt. Also bitte: Es reicht doch auch so langsam mal, denn wir haben derzeit andere Probleme.

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Die Crew der Höhner: Auf ihre Problematik hatte Krautmacher besonders hingewiesen.

Kollege Peter Brings verwies zurecht darauf, dass es vielen Menschen noch viel schlimmer geht. Auch das ist richtig. Aber in diesem Zusammenhang von „Gejaule“ zu reden, ist nicht die Form von Solidarität, die es jetzt braucht. Menschen wie Henning Krautmacher haben auch für Künstler aus Liga zwei und Liga drei eine Vorbildfunktion. Auf ihn hört man. Und diese Funktion hat Krautmacher erfüllt und sich nicht entspannt zurückgelehnt mit dem Verweis: „Mein Girokonto ist gut gefüllt.“

Köln: Gesellschaft sollte zusammenhalten

Ihn dafür zu beschimpfen ist weder cool noch kölsch noch solidarisch. Vielleicht ist es ein Spiegelbild der Gesellschaft. Man neidet ja gerne und viel. Aber die Kölner Gesellschaft rühmt sich doch auch gerne mit dem „Mer stonn zesamme“-Slogan.

Wer diese kölsche Eigenschaft angeblich ernst meint, sollte darüber nachdenken, ob man Menschen wie Krautmacher dafür kritisiert, wenn er auf die Probleme von Familien aufmerksam macht, die nicht im Rampenlicht stehen. Sie gehören auch zu den Bands. Und machen sich beileibe nicht die Taschen voll. Deshalb ist Krautmachers Vorstoß ehrenhaft und ein Paradebeispiel dafür, was Köln ausmacht.