Der dämonische DomSie schützen die Kathedrale: Die Geheimnisse der Wasserspeier

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Ziegenböcke, Dämonen und Mischwesen tummeln sich als Wasserspeier am Dom.

Köln – Bedrohliche Fabelwesen mit dämonischen Fratzen, Wesen, halb Mensch, halb Tier und andere seltsame Fantasiegestalten bevölkern seit dem Mittelalter den Kölner Dom.

Und sie haben mehr als eine Funktion: Sie sind Wasserspeier, halten die zerstörerische Kraft des Wassers vom Mauerwerk und den kostbaren Fenstern der Kathedrale fern.

123 Wasserspeier, die vornehmlich in 20 Meter Höhe angebracht sind, hat Fotograf Klaus Maximilian Gierden in gut zwei Jahren fotografiert. Nun sind die in dem prachtvollen Bildband „Wasserspeier des Kölner Domes“ zu sehen (Verlag Kölner Dom, 39,90 €).

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Die Speier haben neben der technischen auch eine symbolische Funktion, und das war im Mittelalter nicht minder wichtig - sie sollten sie das Böse vom Dom fernhalten, in dem man dem Bauwerk mit ihnen den sprichwörtlichen Spiegel vorhielt.

Neben Hunden, die als unreine Tiere galten, wurden von den Steinmetzen auch lasterhafte Menschenfiguren gehauen, die die Betrachter vom Sündigen abzuhalten sollten.

Orientierten sich die Wasserspeier im 19. und frühen 20. Jahrhundert noch stark an ihren mittelalterlichen Vorbildern, waren die Steinmetzen der Dombauhütte in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg sehr viel freier: Da wurde dann so mancher Kollege verewigt – und auch die füllige Frau eines Steinmetzes. Versetzt wurde die dralle Schönheit hinter der Sakristei. Damit sie nicht direkt ins Auge fiel.

Ergänzt werden Gierdens Schwarz-Weiß-Fotografien mit Texten von Kunsthistoriker Matthias Deml, Sprecher der Dombauhütte und seinem Kollegen Klaus Hardering, Leiter des Dombauarchivs.

Auslöser für Gierdens Fotografien war übrigens ein kalter Wintertag. Damals entdeckte er einen Wasserspeier, der einen Bart trug – aus gefrorenem Wasser. „Damals beschloss ich, sie alle zu fotografieren.“