Aachen  – Ein junges Leben, ausgelöscht mit einem Kopfschuss. Hasan S. (18) starb im Mai 2015 bei einer Kneipen-Ballerei in Würselen. Deniz Y. (27), Mitglied bei der Rockergang „Hells Angels“, muss sich wegen Totschlags verantworten. Beim Prozessauftakt schrien sich aber erst mal ein Verteidiger und der Richter an...

Als die Staatsanwältin gerade die Anklageschrift verlesen wollte, meldete sich Y.s Anwalt Björn Hühne zu Wort. „Ich möchte einen Antrag stellen!“ Richter Arno Bormann patzig: „Ich habe Ihnen nicht das Wort erteilt!“ Der Anwalt beharrte darauf, den Antrag zu stellen, da ließ der Richter Folgendes protokollieren: „Rechtsanwalt Hühne stört die Hauptverhandlung.“ Hühnes Verteidiger-Kollege Martin Bücher bezeichnete den Richter daraufhin als befangen.

Kopfschüttelnd verfolgte im Aachener Gerichtssaal der Vater des Getöteten das Wortgefecht, durch das der eigentliche Fall zunächst in den Hintergrund rückte. Der Vater will Gewissheit: Warum musste sein junger Sohn sterben?

Laut Anklage hatte Deniz Y. in der Gaststätte „Würseler Stübchen“ auf den 18-Jährigen geschossen, als der zur Tür reinkam. Kampfsportler Hasan S. hatte keine Chance. Die Kugel traf den Kopf, trat in den Rumpf ein, zerfetzte das Herz.

 Hintergrund der Bluttat soll eine Auseinandersetzung im Rocker-Milieu sein, dem auch Hasan S. angehört haben soll. Anwalt Bücher kritisiert, die Anklage blende das ganze Randgeschehen aus. Demnach sei Hasan S. mit mehreren Rocker-Kollegen („Rollkommando“) an der Kneipe erschienen, um Schulden von Deniz Y. einzutreiben. Der Anwalt spricht von möglicher Notwehr, er will einen Freispruch erreichen.

Tatsächlich wurden auch von außen diverse Schüsse auf die Gaststätte abgegeben. Die Beweislage gilt als schwierig. Mehrere Rocker sind als Zeugen geladen. Doch es ist fraglich, ob sie aussagen werden.