Attacke vorm LandgerichtRolf Bietmann (62) erklärt seine dubiosen Millionen-Deals

Bietmann Prozess-Auftakt

Beste Laune beim Prozess-Auftakt: Verteidiger Dr. Sven Thomas (links) und der Angeklagte Prof. Dr. Rolf Bietmann (62).

Köln – Rolf Bietmann fühlt sich in seiner privaten und beruflichen Ehre verletzt!

In einer regelrechten Brandrede stritt der ehemalige Kölner Ratsherr und CDU-Bundestagsabgeordnete alle gegen ihn gerichteten Vorwürfe im  Untreue-Prozess vor dem Kölner Landgericht ab – der 62-Jährige  attackierte dabei die Staatsanwaltschaft scharf.

Unterstellungen und Halbwahrheiten

Mit einem „Mix aus Unterstellungen, Halbwahrheiten und Vermutungen“ würden die Ermittler agieren, und fehlerhaften rechtlichen Würdigungen. Die Staatsanwaltschaft würde in ihrer Anklage munter in den Jahrzehnten hin und her springen und Sachverhalte regelrecht zusammenwürfeln.

Bietmann sieht sich als das Opfer einer Kampagne. Seit neun Jahren müsse er sich nun schon gegen die in seinen Augen „ungerechtfertigten Vorwürfe“ verteidigen. Das habe ihm die erneute Kandidatur für den Bundestag im Jahr 2009 gekostet, „auch habe ich erhebliche wirtschaftliche Schäden hinnehmen müssen.“ Sein Verfahren wäre von der Justiz verschleppt worden.

Aus Kredit herausgekauft

Die Ermittler werfen dem früheren Kölner Strippenzieher unter anderem vor, sich bei der Sparkasse Köln-Bonn mit einer Million Euro aus einem auf Jahrzehnte angelegten Kredit herausgekauft zu haben, der eigentlich auf 1,45 Millionen Euro dotiert war. Kleine Häuslebauer können von so einer Regelung nur träumen.

„Ein völlig üblicher Vorgang“, sagte hingegen Bietmann, da bei der Sparkasse keine Sicherheiten hinterlegt gewesen wären. „Wäre ich zwischenzeitlich verstorben, dann hätte die Sparkasse gar kein Geld mehr gesehen“, so Bietmann zum EXPRESS.

„Grotesker Vorwurf“

Auch den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, Bietmann habe mit der Sparkasse Köln-Bonn einen Beratervertrag mit Bezügen von 300 000 Euro im Jahr geschlossen, ohne dafür eine Gegenleistung erbracht zu haben, wies der Angeklagte als „grotesk“ zurück. „Ich habe ungeheuer viel gearbeitet“, sagte Bietmann vor Gericht.

 So sei er etwa in die Verhandlungen der Sparkasse mit IKEA einbezogen worden. Der Verkauf des Grundstücks für den Neubau des Möbelhauses in Ossendorf habe der Sparkasse Köln-Bonn immerhin 26 Millionen Euro eingebracht.

Verweis auf Zivilurteil

Immer wieder betonte der Professor für Wirtschafts- und Arbeitsrecht an der FH Erfurt, das Kölner Landgericht habe ihn in einem Zivilverfahren mit Urteil im Jahr 2011 bereits vollständig entlastet. Tatsächlich hatten die Richter damals festgestellt, dass ein „vertretbares Geben und Nehmen“ bei den Parteien vorgelegen habe.

Die Staatsanwaltschaft sieht das offenkundig anders. Und will das im laufenden Strafprozess, der noch bis Dezember terminiert ist, auch beweisen.

Das könnte Sie auch interessieren: