Armut, Alkoholismus, VerwahrlosungIm Herzen Kölns – Das Elend vom Breslauer Platz

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Zwei Männer haben sich auf den Parkbänken am Breslauer Platz schlafen gelegt, einer liegt sogar auf dem Boden.

von Ayhan Demirci (ade)Chris Merting (mert)

Köln – Entree zur Stadt und Chaos-Areal: Der Breslauer Platz steht in den „Top Ten“ der wichtigen Kölner Plätze ganz weit oben. Der Bau von „Tempelanlagen“ (U-Bahn-Eingänge), eines Obelisken (am Rondell) und eines Wasserspiels sollten dem Platz Format und Ansehen geben.

Dazu kamen endlich Sitzbänke, um auf dem Platz auch Platz nehmen zu können. Aber: Was ist daraus geworden?

Schlafend auf dem Boden

Das große Foto stammt vom Wahlsonntag, aufgenommen um 14.53 Uhr. Alle Plätze sind belegt, aber nicht so, wie sich das Stadt und Bürger vorgestellt haben. Betrunkene, wahrscheinlich sind es auch Obdachlose, haben sich auf den Bänken breitgemacht.

Ein Mann hat sich neben seinen Bongos hingelegt und döst in der Sonne. Sein Hab und Gut liegt herum. Fünf Meter weiter schlafen zwei weitere Männer, einer liegt regungslos auf dem Boden. Jeder, der das sieht, ist verstört von der grotesken und bestürzenden Ansicht mitten im Herzen einer europäischen Metropole.

Häufiger Anblick am Bahnhof

Dieses Bild von Armut, Alkoholismus und Verwahrlosung ist am Breslauer Platz kein Einzelfall, sondern ein sehr häufiger Zustand. Stellt sich die Frage: Was gehört sich nicht und was ist schlicht nicht erlaubt?

Im gesamten Kölner Stadtgebiet ist es verboten, „zu lagern oder einen Schlafplatz einzurichten oder zu nutzen“. Die Stadtordnung sieht Strafen von 35 bis 150 Euro vor. So viel zur Theorie.

In der Praxis sieht es so aus, dass etliche Zweierteams des Ordnungsdienstes in der Innenstadt unterwegs sind und darauf achten – mit Fingerspitzengefühl. Die Frühschicht beginnt um 7 Uhr und wird intern als „Weckdienst“ bezeichnet.

Ordnungsamt-Weckdienst

„Die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes klappern morgens die bekannten Schlafplätze der Obdachlosen ab und fordern sie auf, ihr Lager zu räumen“, so der Sprecher des Ordnungsamtes, Heribert Büth.

Das laufe in der Regel völlig reibungslos ab, man kenne sich, berichtet Büth: „Einige Obdachlose sind froh, dass sie regelmäßig geweckt werden, andere murren und brauchen länger bis sie in die Gänge kommen.“

Beschwerden nehmen zu

Der Breslauer Platz gilt als „Hotspot“ der Szene und werde an manchen Tagen bis zu zehnmal kontrolliert, so der Ordnungsamtssprecher weiter. Mehr „Kontrolldruck“ und Schwerpunktaktivitäten an diesen „Hotspots“ sei eine Reaktion der Stadt, nachdem die Beschwerden von Kölnern über Probleme mit aggressiv auftretenden Obdachlosen in letzter Zeit zugenommen haben.

Das Problem: Ein Großteil der problematischen Klientel stamme aus dem südlichen Osteuropa und sei für Hilfsangebote aller Art so gut wie nicht zu erreichen.  

(exfo)

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