Amputation nach InsektenstichArzt erklärt: Kann es jeden treffen?

Mücke

Streptokokken-Bakterien können durch Insektenstiche übertragen werden.

von Adnan Akyüz (aa)

Köln – Das Schicksal von Sonja Kujas (43) aus Weiden bewegt viele Kölner. Sie loben ihre Tapferkeit, fragen sich aber besorgt: „Kann es jeden treffen?“ Im EXPRESS erklärt Infektiologie Prof. Dr. Janne Vehreschild von der Kölner Uniklinik, wie gefährlich Streptokokken-Bakterien sind.

Sonja mussten nach einer Sepsis (Blutvergiftung) durch einen Insektenstich beide Beine und ihr linker Unterarm amputiert werden. Zur Infektion mit Streptokokken-Bakterien war es in Brauweiler gekommen.

Ist jetzt jeder Mückenstich eine Gefahr für Leib und Leben? Woher kommen diese Bakterien? Viele Fragen erreichten unsere Redaktion.

Professor Dr. Janne Vehreschild ist Professor am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung und wissenschaftlicher Leiter des Antibiotikateams an der Uniklinik Köln. Er beantwortet im EXPRESS die drängendsten Fragen.

Woher kommen diese Bakterien?

„Wir finden diese Bakterien bei vielen gesunden Menschen auf Haut und Schleimhäuten, insbesondere in der Mundhöhle. Normalerweise entstehen daraus keine Entzündungen oder Erkrankungen.“ Es sei aber nicht abschließend geklärt, warum es manchmal eben doch zu Infektionen kommt.

Was ist der häufigste Grund für eine Infektion?

„Es geht dabei um die Verschleppung der Erreger in eine Wunde, wobei schon kleine Verletzungen wie Insektenstiche ausreichen können.“

Wie häufig sind Infektionen?

„Streptokokkeninfektionen, wie die der beschriebenen Patientin, sind zum Glück sehr selten. Weniger als ein Prozent der schwerwiegenden Blutstrominfektionen werden durch Streptokokken hervorgerufen.“

Warum müssen bei einer Infektion Extremitäten amputiert werden?

„Streptokokkeninfektionen können die Muskeln und das Bindegewebe befallen und sich dann in den Weichteilen rasch ausbreiten. Es kommt dabei zu einem Absterben des Gewebes durch Giftstoffe, die von den Bakterien produziert werden.“

In diesem Fall müsse rasch die Diagnose gestellt werden, mit dem Ziel, den Krankheitsherd schnellstmöglich operativ zu sanieren – dabei können auch Amputationen notwendig sein.

Wie kann man sich schützen? 

„Da leider noch nicht erforscht ist, was genau eine Infektion hervorruft, ist ein gezielter Schutz vor Streptokokken nicht möglich.“

Wie sollte man sich bei Verdacht am besten verhalten?

„Bei einem Verdacht sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Entscheidend ist, dass die Infektion früh erkannt und behandelt wird. Wichtige Anzeichen einer Infektion sind starke Kreislaufreaktionen, Herzrasen, Schüttelfrost, hohes Fieber und Einblutungen in die Haut sowie starke Schmerzen. Die Eintrittspforte an der Haut sieht dabei teilweise gar nicht besonders stark entzündet aus.“

Das könnte Sie auch interessieren:

(exfo)