Robo-Cop„Ich bin der erste Polizist mit Body Cam“

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Tobias Weißenborn mit der Body-Cam-Weste. Je nach Kameramodell kann man die Aufzeichnungen gleich auf einem Display anschauen.

Düsseldorf – Übergriffe und Attacken auf Polizisten nehmen in den letzten Jahren stark zu. Auch bei der Bundespolizei am Hauptbahnhof. Die reagiert jetzt.

In einem Pilotversuch werden Beamte mit sogenannten „Body Cams“ ausgestattet, die Angriffe aufzeichnen. So sollen potenzielle Täter abgeschreckt werden.

Tobias Weißenborn sieht ein bisschen aus wie Robo-Cop. Er trägt eine Weste mit Kabeln, elektronischen Geräten – und eine Finger-Kamera auf der Schulter. Aber der 29-Jährige ist natürlich ein Mensch. Ein Bundespolizist.

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Und so ist er einer der ersten Polizeibeamten in NRW, die im Dienst eine „Body Cam“ tragen. „Man merkt die Weste gar nicht, die Ausrüstung ist ziemlich leicht. Völlig okay“, urteilt Weißenborn.

Die Kameras sollen den Bundespolizisten mehr Sicherheit in ihrem Einsatz bieten. „Die Übergriffe und Beleidigungen haben stark zugenommen“, berichtet Weißenborn aus seiner Praxis.

„Was einem heute verbal entgegengeschleudert wird, da hätte man vor 10 Jahren niemals mit gerechnet“, sagt Armin Roggon, Sprecher der Düsseldorfer Bundespolizei am Bahnhof.

Und so funktioniert das Gerät: Erkennt der Polizist eine bedrohliche Situation, kann er über einen Auslöser am Handgelenk, der Form und Größe einer Armbanduhr hat, die Kamera einschalten. „Grün leuchtende LED zeigen mir an, dass die Kamera korrekt arbeitet“, erklärt Weißenborn.

Die Kamera zeichnet Bilder in hoher Auflösung in einem Rekorder auf, den der Beamte an der Weste trägt. „Die Kapazität reicht für den ganzen Dienst“, sagt Roggon.

Ist tatsächlich etwas passiert, werden die Videodateien heruntergeladen und ausgewertet. Am Ende steht dann hoffentlich eine Anzeige gegen den Angreifer.

Laut Gesetz muss eine Videoüberwachung angezeigt werden. Deswegen tragen die Polizisten entsprechende Hinweise auf der Weste.

Noch handelt es sich bei dem Einsatz der Kameras um ein Pilotprojekt. „Wir testen verschiedene Kamerasysteme und die Wirksamkeit ihres Einsatzes“, sagt Roggon. Nach einem Jahr wird Bilanz gezogen und ausgewertet.

Danach entscheidet es sich, ob Body Cams bei der Bundespolizei bundesweit eingeführt werden.

Ihre erste Bewährungsprobe haben die Kameras an Karneval. „Das ist immer unsere aufregendster Einsatz. Im Bahnhof ist dann richtig was los“, erzählt Weißenborn.

Wer hat’s erfunden? Die Dänen

Die Idee der Body Cams stammt überraschenderweise aus Dänemark. Die Polizei wollte sich auch dort vor Angriffen und falschen Beschuldigungen schützen. In Großbritannien wurde diese Idee mit Begeisterung aufgenommen.

Zahlreiche Polizeibehörden setzen auf die Kameras. In den USA wird die Einführung dieser Technik auch forciert. Dort aber kurioserweise, um die Polizeigewalt einzudämmen. In Deutschland gab es 2013 einen Pilotversuch in Hessen.

Seit Juni 2015 sind die Beamten der berühmten Hamburger Davidwache an der Reeperbahn mit Body Cams ausgestattet.