Mordprozess in GießenDüsseldorfer Polizist entschuldigt sich

Angeklagte Gießen

Die Angeklagte mit ihren Anwälten im Schwurgericht Gießen.

Düsseldorf – Der Prozess um den Doppelmord von Bilk im Mai letzten Jahres. Im Gießener Schwurgericht machte der Düsseldorfer Ermittler  Guido Adler (52) auch keine bessere Figur als seine Kollegin Tatjana A. vor zwei Wochen (EXPRESS berichtete). Doch er ahnte, was kam, entschuldigte sich vorher öffentlich für seine Fehleinschätzungen bei den Angehörigen der zwei ermordeten Frauen (58/86): „Es tut mir aufrichtig leid.“ 

„Man hätte zu anderen Einschätzungen kommen können“

Adler weiter: „Ich bin 22 Jahre bei der Polizei, leite seit 15 Jahren Mordkommissionen. Retrograd betrachtet, hätte man auch zu anderen Einschätzungen kommen können.“  Ist man aber nicht.

Er und seine Kollegin A. hatten im Mai 2016 den Doppelmord an der Karolingerstraße als „erweiterten Suizid“ falsch eingeschätzt. Trotz konkreter Angaben der Rechtsmedizin, trotz mehrerer Mordmerkmale am Tatort, trotz Hinweisen von Angehörigen, wie das Gericht erstaunt feststellte. So blieb es Gießener  Mordermittlern überlassen, den Fall aufzuklären, die Angeklagte Tuba S. (36) wegen eines Mordes an dem Zauberer „Riconelly“ zu verhaften und dabei auf Beute aus dem Düsseldorfer Doppelmord zu stoßen.

Hartnäckig fragte die Richterin nach, warum man die Gerichtsmediziner nicht ernst genommen habe. Adler will von diesen Hinweisen konkret nichts erfahren haben: „Hätte man uns deutlich gesagt, die Frauen seien umgebracht worden, hätten wir wegen Mordes ermittelt.“

Ausweichende Erklärungen prägten seine Aussagen. Als Staatsanwalt Thomas Hauburger verärgert nachfragte, warum der Fall am 13. Juni 2016, als Tuba S. schon verhaftet war und ihr auch der Doppelmord vorgeworfen wurde, einem Aktenvermerk nach  immer noch als „erweiterter Suizid“ gesehen wurde, meinte Adler: „Ein Fehler mit dem Datum.“

Hat der Angeklagte noch mehr Taten begangen?

Heraus kam am Mittwoch auch, dass bei Tuba S. Beute gefunden wurde, die weder aus dem Doppelmord noch aus dem Mord an dem Zauberer stammen. Sie hatte Kameras und Schmuck mit ihren Handy fotografiert und verkaufen wollen. Ihre Verhaftung verhinderte das. Die Frage im Gericht lag aber in der Luft:  Gibt es noch weitere Mordopfer, die die Angeklagte ausgeplündert hat? Niemand weiß bis heute, woher die Gegenstände stammen…

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(exfo)