Mordfall Susanne LucanZum ersten Mal spricht ihr Ex-Freund

Bis Anfang 2004 waren sie ein Paar. Ende 2004 soll Thomas S. Susanne Lucan erschlagen haben.

Bis Anfang 2004 waren sie ein Paar. Ende 2004 soll Thomas S. Susanne Lucan erschlagen haben.

Düsseldorf – Vor neun Jahren soll Thomas S. seine Ex-Freundin Susanne Lucan an deren 27. Geburtstag brutal in ihrer Bilker Wohnung erschlagen haben. Davon ist die Staatsanwaltschaft überzeugt. Seit heute wird über die Vorwürfe in einem Prozess am Landgericht verhandelt. Thomas S. will es nicht gewesen sein.

Ich habe Susanne Lucan nicht getötet“, sagt der gelernte Maschinenbautechniker am Dienstag vor Gericht. Er hat eine drei DIN A4 Seiten lange Erklärung vorbereitet, die er nach der Anklageverlesung vorträgt. Zuvor hatte ihm Staatsanwalt Christoph Kumpa vorgeworfen, seine Ex-Freundin Susanne Lucan (damals 27) am 20. November 2004 „heimtückisch“ erschlagen zu haben.

Lucan sei arg- und wehrlos gewesen, als S. ihr mit einem stumpfen Gegenstand sechsmal ins Gesicht und auf den Kopf geschlagen habe. Die junge Frau habe zahlreiche Brüche erlitten und sei gestorben, weil sie Blut eingeatmet und schwere Hirnverletzungen erlitten habe.

Dies alles streitet der mittlerweile verheiratete Familienvater ab. Vor Gericht enthüllt er aber sein Doppelleben aus der damaligen Zeit: Er hatte zeitweise eine Beziehung zu Susanne Lucan und seiner heutigen Ehefrau. Eine Welt aus Lügen und Täuschung. Keiner der beiden Frauen schenkte S. reinen Wein ein. „Ich wollte Susanne nicht verlieren, weil sie ein besonderer Mensch war. Ich wollte, dass wir Freunde bleiben.“

Am Tag ihres Todes war S. der letzte Mensch, der nachweislich in Susannes Wohnung war. Er will sie nach einem gemeinsamen Geburtstagsessen und einem DVD-Abend ins Bett gebracht und dann zu seiner neuen Freundin gefahren sein. Während der Fahrt telefonierte S. mehrfach.

Somit weiß man, wann er die Wohnung verlassen haben muss. Darauf stützt sich die Anklage: Eine Gutachterin hatte den Todeszeitpunkt bestimmt. Zu der Zeit soll S. noch in der Wohnung gewesen sein.

Die Verteidiger des Ratingers zweifeln dieses Gutachten an. „Wir haben einen eigenen Experten beauftragt. Wir haben keine Zweifel, dass seine Aussagen richtig sind. Wir streben einen Freispruch an“, sagt Anwalt Rüdiger Deckers.

Mutter des Opfers sah Thomas S. (39) in die Augen

Es war ein schwerer Gang für Inge Meuter. Die Mutter der getöteten Susanne Lucan sah zum ersten Mal seit der Beerdigung in die Augen des Mannes, der einst ihre Tochter liebte, sie dann aber umgebracht haben soll. Als Nebenklägerin saß sie gestern beim ersten Prozesstag gegen Thomas S.

„Er hat ständig den Blickkontakt zu mir gesucht. Er hat mich angesehen wie früher“, sagt Meuter. Thomas S. war ihr ans Herz gewachsen. „Er war für mich wie mein eigener Sohn.“ Das sieht auch der Angeklagte so: „Ich habe mich auch gefühlt wie ihr Sohn“, sagte er gestern im Gericht.

„Ich bin froh, dass es jetzt losgegangen ist. Es war für mich nicht mehr auszuhalten“, erinnert sich die 65-Jährige an die schweren neun Jahre, die seit dem grausamen Tod ihrer Tochter vergangen sind. Andererseits ist es für sie auch eine schreckliche Vorstellung, dass ausgerechnet „ihr“ Thomas der Täter sein soll. Hält sie ihn für schuldig? „Dazu möchte ich lieber nichts sagen.“

Die Erzählungen über Thomas’ Doppelleben, die Unwahrheiten, die er ihr und ihrer Tochter erzählt hat, lassen für Inge Meuter allerdings Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit aufkommen. „Er hat uns damals nach Strich und Faden belogen.“