Weltpremiere im A380Dieses Pilotinnen-Trio fliegt die „Düsseldorf“ von Lufthansa

Cockpit

Kapitän Rena Achten, First Officer Antje Schäper und Senior First Officer Caroline Schipke (v.l.) flogen die „Düsseldorf“ von Hongkong nach Frankfurt.

von Jonas Meister (meis)

Düsseldorf/Hongkong/Frankfurt – Sie ist der mit Abstand größte Botschafter der Landeshauptstadt – die „Düsseldorf“.

Seit 2014 fliegt dieser Airbus A380 mit dem Kranich am Leitwerk zehn Metropolen in aller Welt an. Auf einer Reise von Hongkong nach Frankfurt durfte jetzt auch EXPRESS mitfliegen.

Der Super-Airbus, fest in Frauenhand

Das Außergewöhnliche: Der Riesenflieger war dabei erstmals in der Geschichte der Lufthansa fest in Frauenhand. Die drei Pilotinnen Rena Achten, Caroline Schipke und Antje Schäper bildeten die Cockpit-Crew.

Das „Kommando“ auf dem Elf-Stunden-Flug nach Deutschland hatte Kapitän Rena Achten. Die 53-Jährige ist eine der ersten Pilotinnen der Lufthansa überhaupt: „Ich war damals Flugbegleiterin, als 1986 die ersten Frauen für die Ausbildung zur Pilotin zugelassen wurden. Die Technik im Cockpit hatte mich schon immer am Fliegen begeistert und ich habe mich daraufhin sofort beworben. Mein erstes Flugzeugmuster als Pilotin war dann die Boeing 737.“

Stundenlange Vorbereitung vor dem Flug

An den Instrumenten der „Düsseldorf“ wird Achten, die auch schon den „Jumbo“ (Boeing 747) geflogen ist, von Senior First Officer Caroline Schipke (36) und First Officer Antje Schäper (33) unterstützt.

Alle wichtigen Informationen für den Flug nach Deutschland hat das Trio schon fast über den ganzen Tag zusammengetragen, darunter unter anderem den ungünstigen Wetterbericht für China.

Aufgabenteilung im Cockpit

Auf dem Flugdeck gibt Kapitän Achten alle wichtigen Daten für die 9100 Kilometer lange Route vom „Hong Kong International Airport“ bis nach Frankfurt in den Flugcomputer ein. Sämtliche Eingaben werden von Caroline Schipke noch einmal überprüft.

In der Zwischenzeit hat der First Officer die Schaltzentrale der A380 für den Außencheck bereits wieder verlassen.  „Bei diesem Check machen wir eine letzte Sichtprüfung von Steuerflächen, Außenhaut, Fahrwerk, Reifen und Bremsen, die durchweg sehr gut aussehen“, erklärt Antje Schäper mit der Taschenlampe in der Hand.

„Take-off“ mit 509 Passagieren an Bord

Minuten später bekommt die dreiköpfige Cockpit-Crew der „Düsseldorf“ die Freigabe aus dem Tower und rollt mit 509 Passagieren an Bord voll besetzt Richtung Start.

Auf Bahn „07 R“ gibt Rena Achten dann Schub auf die vier „Rolls Royce“-Triebwerke, und schon hebt die mit 173 Tonnen Kerosin betankte Maschine bei den von den Pilotinnen für das Startgewicht berechneten gut 290 km/h Richtung Frankfurt am Main ab.

EXPRESS zu Besuch auf dem Flugdeck

Knapp zwei Stunden nach dem Start darf der EXPRESS-Reporter für einen spannenden Besuch ins Cockpit. Während die Pilotinnen nacheinander ihre Bord-Mahlzeiten genießen, geraten sie ins Schwärmen: „Die Größe merkt man der A380 gar nicht an. Die Maschine ist sehr agil, fliegt sich ähnlich wie ein kleinerer Airbus A320 und hat zudem tolle neue elektronische Systeme zu unserer Unterstützung“, erklärt Achten, bevor Caroline Schipke noch schmunzelnd mit einem Mythos aufräumt: „Nein, die Maschine startet und landet nach wie vor nicht automatisch. Wir fliegen sie zu diesen Zeitpunkten immer noch selbst.“

Überraschung in 11.000 Metern Höhe

Als über Kasachstan und Russland langsam die Sonne aufgeht, zieht Kapitän Achten sich ins „Crew Rest“ hinter dem Flugdeck zurück. In der kleinen Koje verbringen die Pilotinnen ihre Pflichtpause, während der sie Filme gucken, Hörbücher hören oder einfach nur schlafen können.

Einige Meter weiter vorne, erreicht Caroline Schipke und ihre Kollegin währenddessen über Funk eine kleine „Überraschung“: Ein Fluglotse bietet der Crew auf der aktuellen Route eine „Abkürzung“ an. Auch wegen des unerwartet guten Wetters, würde Flug LH797 damit aber plötzlich zu früh in der Heimat ankommen.

„Das Nachtflugverbot in Frankfurt endet um 5 Uhr. Aktuell würden wir aber gegen 4.50 Uhr landen“, analysiert Antje Schäper. „Um wieder in das passende Zeitfenster zu kommen, haben wir aber in der Luft verschiedene Möglichkeiten. Zum Beispiel können wir die Reisegeschwindigkeit drosseln.“

Eine super-pünktliche Landung zum Abschluss

Auf der Route nach Frankfurt gelingt der Crew das Zeit-Management so gut, dass Kapitän Achten bereits um kurz vor 5 Uhr zum Landeanflug ansetzen kann. So setzt die „Düsseldorf“ schließlich um 5.01 Uhr butterweich als erste Maschine des Tages auf Deutschlands größtem Airport auf.

Ein perfektes Ende für den ersten gemeinsamen Flug der drei Pilotinnen. Rena Achten: „Die Zusammenarbeit hat von der ersten Minute an hervorragend funktioniert. Und dass wir auf diesem besonderen Flug heute so pünktlich als erste hier gelandet sind, ist wirklich wunderbar!“

„Gigantin der Lüfte“:Das ist die A380

Länge: 72,7 Meter Höhe: 24,1 Meter Spannweite: 79,8 Meter Passagierkapazität: 509 (bei Lufthansa) Listenpreis: 300 Millionen Euro Maschinen in der Lufthansa-Flotte: 14 Maximale Flughöhe: 13.100 Meter Geschwindigkeit: 907 km/h Leergewicht: 366 Tonnen Tankkapazität: 320.000 Liter Flügelfläche: 846 Quadratmeter Kabinenfläche: 550 Quadratmeter Triebwerke: vier „Rolls-Royce Trent 900“ Leistung: 70.000 Pfund (etwa 3500 Mittelklasseautos) Preis pro Triebwerk: 19 Millionen Euro Reichweite: 12.000 Kilometer Verbrauch auf 100 Kilometer: 3,3 Liter (pro Passagier) Einzelteile: 4.000.000 Länge verlegter Kabel: 500 Kilometer