Niklas' MutterNach neun Wochen in U-Haft: Albtraum Türken-Knast ist endlich vorbei
Bonn – Riesen-Erleichterung: Niklas’ Mutter ist wieder frei! Dénise Pöhler (48) saß neun quälend lange Wochen in der Türkei im Gefängnis.
Der 48-Jährigen, die mit ihrem Partner Urlaub in Alanya gemacht hatte, wurde vorgeworfen, eine Gürteltasche gestohlen zu haben. Ein Alptraum – der jetzt zum Glück zu Ende scheint (hier nachlesen).
„Müssen erstmal Luft holen“
Dénise Pöhler bestätigte es gegenüber EXPRESS selbst: „Ja, es stimmt. Wir sind wieder zu Hause. Wir müssen erstmal Luft holen.“
Die ganze Region hatte mit ihr gebangt und gebetet, dass sie frei kommt. Seitdem im Mai letzten Jahres ihr Sohn Niklas (17) in Bad Godesberg totgeprügelt wurde, nehmen viele Menschen Anteil am Schicksal der 48-Jährigen.
Richter entschied Donnerstag: Sie dürfen heim
Am Donnerstag fand nun endlich ein Haftprüfungstermin statt. Normalerweise hätte der binnen 30 Tagen nach Festnahme erfolgen müssen. Dabei entschied der Richter, dass Dénise Pöhler und ihr Partner das Gefängnis von Mahmutlar bei Alanya verlassen und nach Deutschland ausreisen dürfen.
Picken: „Weitere traumatische Erfahrung“
„Die Untersuchungshaft hat sie sehr angegriffen. Sie wird nun außer dem schmerzlichen Verlust ihres Sohnes eine weitere traumatische Erfahrung zu verarbeiten haben“, erklärt der Bad Godesberger Pfarrer Wolfgang Picken. Seit Niklas’ Tod steht er der Familie seelsorgerisch zur Seite.
Die aus deutscher Sicht unzumutbar lange U-Haft und die türkischen Haftbedingungen seien eine körperliche und seelische Tortur gewesen, so der Pfarrer.
Dénise Pöhler musste sich eine Zelle mit mehreren anderen Häftlingen teilen. Ohne Intimsphäre. Ohne sich austauschen zu können. In dem Gefängnis spricht fast keiner Englisch (EXPRESS berichtete).
In der geliebten Türkei fand sie die Lebenslust wieder
Dabei hatte Niklas’ Mutter gerade etwas Lebensfreude zurückgewonnen. Anderthalb Jahre nach dem gewaltsamen Tod ihres Sohnes und einem kräftezehrenden Prozess, an dessen Ende der mutmaßliche Täter freigesprochen wurde, war sie mit ihrem Partner in ihre geliebte Türkei in den Urlaub geflogen. Doch die zwei Wochen endeten tragisch.
Angebliches Diebesgut verwechselt
Am 15. Juli checkte die 48-Jährige in der Hotellobby aus und nahm eine Gürteltasche mit, von der sie überzeugt war, dass es ihre ist. Sie hat ein markengleiches Modell. Das hatte ihr Freund aber, ohne ihr Wissen, bereits im Handgepäck verstaut gehabt.
Festnahme im Transferbus
Auf dem Weg zum Flughafen stoppte die Polizei den Transferbus und nahm Dénise Pöhler und ihren Partner wegen des Verdachts des Diebstahls fest. Offenbar gingen die türkischen Behörden davon aus, dass Fluchtgefahr bestand.
Dénise Pöhler beteuerte immer ihre Unschuld, versicherte, es sei eine Verwechslung. Davon war auch der Eigentümer der vermeintlich gestohlenen Tasche, in der sich zwei Handys befanden, überzeugt. Der in Deutschland lebende Türke hatte gegen Niklas’ Mutter keine Anzeige erstattet.
(exfo)