Nach 80 Jahren!Bonner Kult-Lokal „Em Düvje” muss dicht machen

Em Düvje

Fast acht Jahre stand Wirtin Monika Höck (rechts) an der Theke ihrer Bonner Kult-Gaststätte „Em Düvje“.

von Julia Bauer (jba)

Bonn – Monika Höck (52) hat Tränen in den Augen, als EXPRESS sie am Montagvormittag in ihrer urigen Gaststätte „Em Düvje“ in der Brüdergasse trifft. Gleich wird die Wirtin ihren Gästen zum letzten Mal offiziell ihr geliebtes „Germania“-Kölsch ausschenken.

Die Kult-Kneipe schließt. Mitte September soll hier ein neuer Besitzer seine Pforten öffnen – ohne Herzblut-Wirtin Höck...

Kneipenkultur seit 80 Jahren

Schon vor 12 Uhr herrscht „Em Düvje“ kuschelige Stimmung: Man kennt sich, es wird geschnackt, Bierchen gezischt. „Wir haben viele alte Gäste, die seit Jahren kommen und hier ihr Bier trinken“, sagt Höck.

Schließlich gibt es die Kneipe schon 80 Jahre. Jetzt müssen sich Monikas Stammgäste ein neues Wohnzimmer suchen. Das „Düvje“ schließt. „Am Freitag gibt es noch eine kleine Abschiedsfeier, geschlossene Gesellschaft, heute ist der letzte offizielle Tag“, erklärt uns Höck am Montag sichtlich betrübt.

Kein Germania-Kölsch mehr in Bonn

Schuld am Aus seien sinkende Einnahmen, was vor allem am Rauchverbot liege, meint die Wirtin. Außerdem seien viele ältere Gäste gekommen, die mittlerweile krank oder verstorben seien. „Jüngere setzen sich nicht mehr an die Theke“, sagt Kellnerin Claudia Vollberg (58).

Mit Monika verschwindet auch das Germania-Kölsch aus Bonn. „Das gab’s nur hier“, sagt Höck. Der neue Besitzer wird außerdem den Namen des Ladens ändern. Wer das „Düvje“ übernimmt, darf die Gastronomin aber noch nicht verraten.

Wirtin kochte auf Wunsch

Fast acht Jahre stand die 52-Jährige hier an der Theke, umsorgte ihre Stammkundschaft, organisierte Karnevalsfeiern, kochte auf Wunsch sogar die Lieblingsgerichte ihrer Gäste.

Das kann Heinz Lier (64) bestätigen: „Sie hatte immer ein offenes Ohr, manchmal hat sie sogar zu Hause vorgekocht und hat das Essen dann mitgebracht, ob Sauerbraten oder Haxen.“

„Super gute Chefin und super Mensch”

Aber nicht nur den Stammgästen wird die herzliche Wirtin fehlen. Mitarbeiterin Claudia betont: „Sie war eine super gute Chefin, ist ein super Mensch!“ Die Kellnerin wird vom neuen Chef übernommen.

Und wie geht’s für Monika weiter? „Ich war davor 27 Jahre im Lebensmittel-Bereich tätig und werde erst einmal wieder als Kassenkraft anfangen.“ Vorher werde sie in Ruhe die ganzen Bilder und anderen Dinge aus ihrem „Düvje“ „schön verpacken“ und mit heim nehmen.

Monika Höck kämpft mit den Tränen, als sie sagt: „Das ist ja ein Teil meines Lebens, da hängen zig Erinnerungen dran...“

(exfo)