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Wird er jemals verurteilt?Clan-Chef „Hoss“ ist der Erfinder des fiesen Enkeltricks

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Arkadiusz L. gilt als Erfinder des Enkeltricks. Der 49-Jährige soll der Pate einer kriminellen Großfamilie sein.

Täglich tauchen in den Mitteilungen der Polizei Meldungen zu Enkeltrick-Vorfällen auf. Mal hat die fiese Masche funktioniert, mal wurden die potenziellen Opfer misstrauisch und fielen nicht auf die Lügen der Trickser herein.

Er wird nur „Hoss“ genannt

Doch die Flut der Meldungen zeigt, dass diese Form des Betrugs inzwischen zum Alltag gehört. Und häufig führen die Ermittlungen zu ein und demselben Mann: Arkadiusz L., genannt „Hoss“. Auf ihn geht die Masche offenbar zurück.

Arkadius L. ist der Chef eines Netzwerks diverser Roma-Clans und nach Überzeugung der Fahnder der Erfinder des Enkeltricks. Seit Jahren versuchen Behörden in ganz Europa, den 49-Jährigen dauerhaft hinter Schloss und Riegel zu bringen. Mit der von ihm und zwei Brüdern erfundenen Enkeltrick-Masche hat der Mann bereits tausende Rentner ausgenommen.

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Schaden geht in die Millionen

Der jährlich durch „Hoss“ und seine Clans angerichtete Schaden geht nach Einschätzung der Polizei allein in Deutschland in die Millionen. „Das sind keine Klein-Kriminellen, die hier und da ein wenig Geld abzocken“, so ein Ermittler. „Das ist organisierte Kriminalität!“

Ende Januar hatte eine Spezialeinheit der polnischen Polizei Arkadiusz L. in der Warschauer Innenstadt nach mehrjähriger Flucht schließlich festgenommen. Zwar konnte der Anwalt des Paten den Haftrichter davon überzeugen, dass Arkadiusz L. aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes nicht haftfähig sei. Doch Mitte März bekam L. erneut Besuch von der Polizei: Dieses Mal hatten die Beamten einen von Österreich ausgestellten europäischen Haftbefehl in der Tasche. Der Pate wanderte hinter Gitter.

Gerade sitzt er hinter Gittern

Der Prozess gegen ihn wurde auf Mitte Mai anberaumt. Doch auch dieses Ungemach schaffte Arkadiusz L. sich zunächst vom Hals. Vor dem offiziellen Beginn seines Verfahrens im polnischen Posen bat „Hoss“ um einen Krankenwagen, weil er sich „unwohl fühlte“, wie die polnische Agentur PAP unter Berufung auf das Gericht meldete. Der Prozess soll nun Ende dieses Monats starten.

Bereits im Mai steht eine Frau namens Alexis L. in Berlin vor Gericht. Ihr wird vorgeworfen, rund 180.000 Euro von drei Senioren ergaunert zu haben. In zwei Fällen, in denen es um insgesamt 31.000 Euro geht, hat die 27-Jährige gestanden. Den dritten Betrug an einem Rentner (76) aus Rudow bestritt sie.

Sie wurde für die ersten beiden Fälle zu zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt, legte gleich Revision gegen das Urteil ein, will eine mildere Strafe.

Warum hat sie den gleichen Namen?

Dass die Angeklagte den gleichen Nachnamen wie der Enkeltrick-Pate Arkadiusz L. hat, mag ein Zufall sein. Dennoch prüfen die Ermittler, ob sie eine gerichtsfeste Verbindung zwischen Arkadiusz L. und Alexis L. herstellen können. Und nicht nur mit ihr.

Hervorragende Anwälte

Ebenfalls Ende April sprengt ein Mobiles Einsatzkommando der Berliner Polizei die Tür einer Wohnung im Stadtteil Buckow. Unter den fünf festgenommenen mutmaßlichen Enkeltrick-Betrügern ist auch Sylwia L. Die 33-Jährige, man ahnt es, trägt den gleichen Nachnamen wie Enkeltrick-Erfinder Arkadiusz.

Trotz der Anhäufung solcher „Zufälle“, hält sich der Optimismus der Ermittler in Grenzen. „Die Clans sind seit Jahrhunderten gewachsen, in einer Zeit, in der Bürokratie noch gar nicht existierte“, sagt einer der Fahnder. „Wer da mit wem verwandt ist, lässt sich leider nur schwer nachweisen.“ Selbst im Erfolgsfall ist noch unklar, ob Arkadiusz L. verurteilt wird. Der Ermittler: „Diese Leute haben hervorragende Anwälte. Bei diesem Clan muss man auf wirklich alles gefasst sein ...“

Und die Masche findet längst Nachahmer.