Vor AfD-ParteitagKölner Maritim-Chef: Darum haben unsere Mitarbeiter Angst

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Verantwortung für über 180 Mitarbeiter: Hartmut Korthäuer 

von Bastian Ebel (bas)

Köln  – Er hat einen schweren Job am kommenden Wochenende: Der Kölner Hotelchef Hartmut Korthäuer (50) und die 180 Mitarbeiter des Maritim stehen beim AfD-Parteitag besonders im Fokus. Im EXPRESS spricht der Direktor über die Sorgen der Mitarbeiter und seine Hoffnung auf ein friedliches Wochenende.

Herr Korthäuer, wie angespannt ist die Lage  bei Ihnen im Hotel?

Hartmut Korthäuer: Es ist so weit alles vorbereitet. In der vergangenen Woche gab es noch einmal eine Versammlung mit den Mitarbeitern und der Polizei. Dort wurden wir noch umfassend informiert und wir haben uns mit der Polizei ausgetauscht.

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Was für Themen wurden dort besprochen?

Einige Mitarbeiter haben natürlich Ängste geäußert. Weniger Angst haben sie vor dem Parteitag, mehr vor den Aktionen der Autonomen. Denn die Aktivisten unterscheiden oft nicht, wer das Hotel betritt. Jetzt gibt es einen Sicherheitsplan, wie die Mitarbeiter sicher ins Hotel gelangen können. Näheres dazu kann ich aber aus sicherheitstechnischen Gründen nicht sagen.

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Das Maritim mit Altstadt und Heumarkt wird am 22. April 2017 iim Mittelpunkt des Bundesparteitags der AfD stehen. 4000 Polizisten werden im Einsatz sein.

Wie wird denn im Hotel für die Sicherheit der Mitarbeiter gesorgt?

Wir stellen einen Sicherheitsdienst, auch die AfD hat einen Dienst im Einsatz.  Zudem kommt noch Polizei, die das ganze Wochenende im Hotel ist. Insgesamt sind rund 200 Sicherheitsleute im Einsatz. Letztlich haben wir alles getan, was in unserer Macht steht. Am Wochenende hat dann die Polizei das Sagen – wir können sie nur dabei unterstützen.

Übernachten auch andere Hotelgäste bei Ihnen?

Nein, es kommen ausschließlich Gäste der AfD, Medienvertreter und Mitarbeiter zu  uns. Wir haben im Vorfeld die anderen Gäste angeschrieben und ihnen mitgeteilt, dass es wohl kein angenehmer Aufenthalt werden könnte. Die meisten Gäste hatten dafür auch Verständnis und ihren Aufenthalt vertagt.

Seit 1998 ist das Maritim das Prunkstück am Heumarkt

Mit einer Gala ging es los: Nach zweijähriger Bauzeit nach den Plänen des Star-Architekten Gottfried Böhm wurde das Maritim-Hotel am Heumarkt am 18. März 1989 eröffnet. Schnell wurde das Hotel  auch karnevalistisch genutzt, denn der Saal für 1630 Zuschauer eignet sich gut für Sitzungen.

454 Zimmer, davon vier Luxussuiten und 24 Senior- und Juniorsuiten  machen das Gebäude zu einem Touristenmagneten. Das Maritim-Areal erstreckt sich auf 54.700 Quadratmetern.

Hand aufs Herz: Sind Sie froh, wenn der Parteitag vorbei ist?

Sagen wir es so: Im Leben eines Hotel-Direktors ist das sicherlich kein normales Wochenende. Ich selbst werde auch von Freitag bis Montag im Hotel einkaserniert sein. Meine Hoffnung ist, dass alles friedlich bleibt, sodass ich mir am Sonntagabend ein Kölsch aufmachen kann.

Wann rechnen Sie damit, dass das Hotel in eine Festung verwandelt wird?

Stand jetzt geht das am frühen Samstagmorgen los. Aber die Polizei ist jederzeit in der Lage, unser Haus auch schon früher abzuriegeln. Auf das Frankfurter Maritim-Hotel wurde an Gründonnerstag ein Anschlag mit Farbbeuteln und einem Eisenpoller verübt.  Diese Aktion sollte auch den Protest gegen den Kölner Parteitag ausdrücken.   

Haben Sie auch deshalb Bedenken?

Natürlich tat mir diese Aktion sehr leid für die Kollegen in Frankfurt. Ich denke aber, dass die Polizei bei uns in Köln einen sehr guten und professionellen Job macht und uns ein Gefühl der Sicherheit gibt.  Ich habe zu jeder Sekunde und bei jedem Gespräch das Gefühl gehabt, dass die Polizei die Dringlichkeit erkannt hat und unsere Sorgen und Nöte sehr ernst nimmt.  Was die Demonstranten außerhalb des Hotels vorhaben – darauf haben wir keinen Einfluss.

Sind Sie persönlich als Hoteldirektor angegangen worden? 

Ich habe ein Postfach mit 600 Mails, in denen es auch mal persönlich zuging. Letztlich haben sich die Menschen aber über die Entscheidung des Hotels geärgert und nicht über mich persönlich. Im Übrigen kamen genau so viele Protestschreiben, als die Maritim-Hotelgesellschaft  verkündet hat, künftig der AfD keine Räumlichkeiten mehr zur Verfügung zu stellen. Am Ende haben wir unsere Facebook-Seite geschlossen, weil wir mit unsäglichen Kommentaren überhäuft wurden.

Lesen Sie hier alles, was Sie zum Ausnahmezustand in Köln am Samstag wissen müssen.

(exfo)