Ex-FC-Coach bricht SchweigenFrank Schaefer verrät: „So geht es mir ohne Geißbockheim“

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Frank Schaefer beim EXPRESS-Interview

von Markus Krücken (krue)

Köln – Er hat abgenommen. Eine neue Brille. Frank Schaefer (53) sitzt in einem Café in der Südstadt und strahlt mit der September-Sonne.

„Ich bin mit mir im Reinen“, sagt der Ur-FCer, der vor genau einem halben Jahr das Geißbockheim verließ. Seither war es ruhig um ihn geworden.

Im EXPRESS bricht der Ex-Coach nun sein Schweigen. Schaefer über die Trennung, die bewegte Vergangenheit und sein Blick auf den Klub heute!

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Herr Schaefer, es ist ruhig um Sie geworden. Wie leben Sie heute, wie geht es Ihnen?

Frank Schaefer: Sehr gut. Ich habe versucht, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Dabei verliefen die letzten 5 Monate alles andere als ruhig ab, denn ich war sehr viel unterwegs.

Ich habe mich sehr schnell wieder dem Fußball gewidmet. Ich habe mich fortgebildet, habe in Leipzig und Ingolstadt hospitiert und sehr viele Spiele gesehen.

Des Weiteren habe ich weiter an meinem Englisch gearbeitet. Mir war sicher nicht langweilig.

Wieso gerade Leipzig und Ingolstadt?

Weil ich mich mit der Art und Weise mit welchem Tempo und mit welcher Aggressivität bei diesen Mannschaften Pressing und Gegenpressing gespielt wird, sehr identifizieren kann.

Wie haben Sie die Trennung verarbeitet?

Für mich als Kölner war das die erste Zeit nicht so einfach, zumal man ja auch weiterhin an jedem Ort und zu jedem Zeitpunkt auf das Thema FC angesprochen wird.

Letztendlich bin ich aber ein positiv denkender Mensch, der schnell nach vorne schaut. Außerdem verlief der Abschied vom FC sachlich, was mir den Abnabelungsprozess erleichtert hat.

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Trainer Frank Schaefer blickt im EXPRESS zurück auf seine Zeit beim 1. FC Köln.

Es wurde damals so kommuniziert, das man unterschiedliche Vorstellungen von der Arbeit im Nachwuchsleistungszentrum hat?

Wenn man so eine Formulierung hört, denkt man gerne, da wird irgendetwas vorgeschoben. Aber in unserem Fall traf die Verlautbarung komplett den Sachverhalt. Wir haben unterschiedlich getickt.

Sie haben dem FC, ob als Trainer oder sportlicher Leiter und insbesondere im Nachwuchsbereich stets zur Verfügung gestanden. Wie sehen Sie Ihre Rolle im Nachhinein, wurden, werden Sie unterschätzt?

Für mich ist wichtig, das ich weiß, welchen Anteil ich da habe. Wie das andere beurteilen, obliegt jedem Einzelnen selbst

Ich bin jedenfalls mit mir im Reinen, weil ich stets im Dienste des Clubs gehandelt habe.

Zu meiner ersten Trainerzeit kann ich nur folgendes sagen: Ich bin den damaligen Verantwortlichen auch heute noch dankbar, das sie mir die Möglichkeit gegeben haben, Cheftrainer eines Bundesligisten zu werden.

Es war allerdings eine Aufgabe in einer sehr schwierigen Zeit, die mit der heutigen nicht mehr zu vergleichen ist. Trotzdem haben wir bis zu meinem Rücktritt den Grundstein zum Klassenerhalt gelegt.

Ich glaube auch heute noch, das der Klassenerhalt damals nur mit einem Kraftakt bewältigt wurde und das die Struktur in der Mannschaft sehr schwierig war.

Von daher war der Abstieg im Folgejahr eine Konsequenz daraus, auch wenn er insgesamt unnötig war.

Dann folgte der Neustart.

Der Umbruch musste aber nach dem Abstieg unbedingt erfolgen. In der Analyse haben wir dann diese Punkte aufgearbeitet und den Grundstein dafür gelegt, ein teamfähiges, hungriges Team auf die Beine zu stellen, welches gut trainierbar ist und sich durch Homogenität auszeichnet.

Ich glaube hierauf konnte aufgebaut werden.

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Frank Schaefer mit Express-Reporter Markus Krücken

Im Abstiegsjahr übernahmen Sie noch einmal für vier Spiele das Kommando. Bereuen Sie das?

Das muss man differenziert sehen. Im Nachhinein betrachtet war es wahrscheinlich ein Fehler, diese Aufgabe zu übernehmen.

Die Mannschaft hatte als Gefüge einfach nicht mehr funktioniert und es herrschte eine sehr negative Stimmung.

Aber so eine Entscheidung trifft man aus dem Moment heraus und ich war mir damals sicher, das wir es noch schaffen können.

Aus heutiger Sicht war der Abstieg nicht mehr zu verhindern. Aber auch diese Zeit war für mich wieder eine wichtige Lebenserfahrung.

Wie haben Sie den Abstieg als Ur-Kölner verarbeitet?

Es hat mich extrem getroffen, weil ich nicht mit irgendeinem Verein abgestiegen bin, sondern mit meinem Club. Es war ein schlimmes Erlebnis, an dem ich aber sicher nicht zerbrochen bin.

Wie sehen Sie den FC aktuell?

Die Entwicklung ist extrem positiv. Der 1. FC Köln hat eine starke Geschäftsführung und Peter Stöger macht einen tollen Job in Köln.

Er und sein Trainerteam funktionieren und harmonieren nahezu perfekt und sind ein Paradebeispiel dafür, welch große Bedeutung ein eingespieltes Trainerteam hat.

Auch wirtschaftlich ist der FC auf einem sehr guten Weg.

Wann wird man Sie auf der Fußball-Bühne wiedersehen?

Ich brauchte zunächst etwas Abstand, doch diese Zeit ist jetzt vorbei. Ich bin bereit für eine neue Aufgabe.