Fall Daniel D.Cousin erschlagen: Totschläger schickt fiese Briefe aus dem Knast

Daniel D. (l.) und Ulf G. vor fünf Jahren noch ganz innig zusammen.

Daniel D. (l.) und Ulf G. vor fünf Jahren noch ganz innig zusammen.

Düsseldorf/Korschenbroich – Klaus (68) und Hilde D. (65) sehen mitgenommen aus. Das Gesicht von Hilde ist verweint. Vor eineinhalb Jahren wurde dem Ehepaar das Liebste genommen, was sie hatten. Ihr einziger Sohn Daniel (35).

Am 11. Dezember 2013 erschlagen. Von seinem eigenen Cousin. Der Täter wurde im vergangenen Jahr wegen Totschlags verurteilt. Für die Eltern ist der Fall noch lange nicht abgeschlossen.

In einem Ordner sammelt Klaus D. Briefe, die der Täter Ulf G. ihm und seiner Frau aus dem Knast geschickt hat. Auch die Mutter des Täters kennt die Briefe. Sie ist oft zu Besuch bei Daniels Eltern. Das Verhältnis ist gut. Trotz der Tat. Die Mutter nennt ihren Sohn „Unser Mörder“, fügt dann hinzu: „Ich wünsche mir, dass ich ihn nie geboren hätte.“

Die handgeschriebenen Briefe. Da schreibt Ulf G. etwa Folgendes: „Eines Tages sind wir so oder so wieder alle vereint. Daniel wartet mit Freude auf uns und hat schon den Tisch gedeckt. Den Kuchen musst du nämlich mitbringen.“

Keine Spur der Reue ist in diesen Worten zu erkennen. „Wie kann dieser Mann je das Gefängnis verlassen? Er ist doch krank“, sagt Klaus D. „Er schreibt uns, dass unser Sohn mit Freude auf uns im Himmel wartet.“

Doch es sind nicht diese furchtbaren Briefe ihres Neffen, über die sich das Ehepaar aufregt. Es ist die Art und Weise, wie die Justiz mit dem Fall in der Vergangenheit umgegangen ist, die sie nicht zur Ruhe kommen lässt. Daniels Vater: „Wir haben den Glauben in die Justiz verloren.“

Schon während der Ermittlungen unterlief der Polizei ein Fehler. Obwohl Zeugen am Tatort einen silbernen Golf gesehen hatten, dauert es vier Wochen, bis der Cousin vernommen wurde. Und das, obwohl bekannt war, dass er einen solchen Wagen fährt. In der Zeit hatte G. den Wagen gereinigt.

Auch die Waschmaschine, in der er die blutverschmierten Klamotten gewaschen hat, brachte er weg. Später konnten zwar die Ermittler noch Blutreste im Wagen finden und so Ulf G. überführen, doch ein Mordmotiv konnten Beamte dem Täter nicht nachweisen. So bekam der Täter nur zehn Jahre Haft wegen Totschlags.

„Dabei gibt es doch ein Motiv für seine Tat“, sagt der Vater des Getöteten. „Mein Sohn deckte sein Doppelleben auf. Uns hat Ulf immer erzählt, dass er an der Uni studieren würde. Dabei fälschte er in Wirklichkeit seine Scheine. An der Schule, wo er als Hilfslehrer unterrichtete, machte er in der Umkleidekabine Aufnahmen von leichtbekleideten Mädchen. Eine Internetbekannte hat er sogar sexuell missbraucht. Das alles hatte Daniel erfahren und wurde deswegen ermordet.“

Auch in Untersuchungshaft soll G. einem Mithäftling zum Motiv gesagt haben: „Er (Daniel) hatte alles, ich nichts.“ Im Beisein des Cousins habe man dann angekündigt, den Mithäftling im Prozess zu vernehmen. Klaus D.: „Und dann schwieg er. Er war bestimmt von Ulf eingeschüchtert, weil der ja wusste, was kommen würde.“

Damit der Täter eine höhere Strafe bekommt, legten die Eltern von Daniel D. im vergangenen Jahr Revision gegen das Urteil ein. Doch die Revision wurde vor dem Bundesgerichtshof abgewiesen.

„Auch das Verfahren wegen Urkundenfälschung wurde eingestellt. Ebenso das Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen. Kein Mädchen von der Schule zeigte ihn letztendlich an“, sagt Klaus D.“ Dann setzt er seine Brille ab und sagt verbittert: „Vielleicht traut sich ja doch noch mal einer, etwas auszusagen.“

Dass Ulf G. schon in wenigen Jahren wieder auf freiem Fuß sein könnte – für die Familie eine Horrorvorstellung.