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Hilferuf in KölnPflegedienst kündigt Seniorin (88) aus Deutz: Der Grund ist Umweltschutz

Rentnerin Christa T. wurde in Deutz der Pflegevertrag gekündigt. Grund ist die autofreie Zone der Deutzer Freiheit.

Seit 50 Jahren wohnt Rentnerin Christa in Köln an der Deutzer Freiheit. Jetzt kündigte ihr der Pflegedienst.

In Köln-Deutz gibt es Zoff um die autofreie Zone, denn ein Pflegedienst hat einer Rentnerin gekündigt. Der Grund: die autofreie Zone Deutzer Freiheit.

von Bastian Ebel (bas)

Einen großartigen Blick hat Oma Christa (88) in ihrer kleinen und schönen Wohnung auf die Deutzer Freiheit. „Seit 50 Jahren wohne ich hier. Wenn an Karneval der Zoch vorbei geht, wird das bestimmt super“, freut sich die Rentnerin, die im fünften Sock wohnt.

Doch über ihr persönliches Kleinod auf der Schäl Sick ziehen derzeit dunkle Wolken. Den Grund übergab ihr eine Mitarbeiterin des Pflegedienstes Anfang des Monats. Denn in dem Brief stand die Kündigung des Vertrags, weil der Pflegedienst aufgrund der autofreien Zone „und den damit verbunden Parkmöglichkeiten“ keine Chance mehr sieht, Christa zu pflegen.

Deutzer Freiheit autofrei: Pflegedienst kündigt Seniorin wegen Parkplätzen

„Das hat mich umgehauen“, sagt sie niedergeschlagen, als EXPRESS.de sie besucht. „Es war immer alles top mit dem Dienst, die Menschen waren gut zu mir und freundlich. Erst Corona, jetzt das.“

Denn seit dem vergangenen Jahr ist das Leben beschwerlicher geworden für Oma Christa: Long Covid macht ihr zu schaffen, auch das Knie macht nicht mehr so mit. Deshalb ist sie auf eine Kombi-Pflege dringend angewiesen. „Ich weiß nicht, wie ich das machen soll. Ab dem 1. August muss ich mir selbst helfen.“ Schlaflose Nächte liegen hinter der sympathischen Seniorin.

Kündigung wegen autofreier Zone? Hat die Stadt Köln bei der Errichtung des Pilotprojektes nicht an pflegebedürftige Seniorinnen und Senioren gedacht? Auf Nachfrage sagt eine Sprecherin: „Es gibt auf Antrag Parkerleichterungen für Pflegedienste“, so die Antwort. Diese könnten dann in den Ladezonen halten.

Aber: „Die Parkerleichterungen umfassen aber nicht die Einfahrt in Fußgängerzonen. Hier werden die Grenzen für die Erteilung von Ausnahmen bewusst eng gesteckt, da zu viele Ausnahmen und damit Kfz-Verkehr den Zielen und dem Charakter von autofreien Bereichen widersprechen würden.“

Im Fall von Oma Christa auf der Deutzer Freiheit kann demnach kein Auto unmittelbar vor dem Haus halten. Aber die Stadt hält ihren Fall und die Reaktion des Pflegedienstes für übertrieben, denn: „Es gibt in allen Seitenstraßen der Deutzer Freiheit sowie auf der Deutzer Freiheit selbst im weiterhin befahrbaren Abschnitt zwischen Neuhöfferstraße und Graf-Geßler-Straße Ladezonen, wo Pflegedienste mit einer Sonderparkberechtigung parken können. Zwischen den Ladezonen und dem jeweils am weitesten entfernten Wohnhaus auf der Deutzer Freiheit beträgt die Distanz zwischen 50 und 100 Metern.“ Das sei ein Gehweg von einer Minute, hat man ausgerechnet.

„Für mich ist das ein hausgemachter Skandal“, empört sich Mario Schmitz von der Deutzer CDU. Er hat sich des Falls von Christa angenommen. „Das Problem liegt seit 2020 in der Bezirksvertretung. Unser Antrag, dass unter anderem Gewerbetreibende in der Angelegenheit Deutzer Freiheit  mitbestimmen sollen, wurde mit den Stimmen aller Parteien abgelehnt.“

Schmitz weiter: „Wir haben auch darum gebeten, dass die Verwaltung die Bürgerinnen und Bürger informiert. Nichts ist passiert.“ Pflegedienste seien mittlerweile in Minuten getaktet, deshalb könne man lange Laufstrecken für die Mitarbeitenden nicht hinnehmen.

Politischer Wille und Zoff mit der Verwaltung – für Oma Christa, die bald ihren 89. Geburtstag feiert, ist das herzlich egal. „Ich möchte wieder ruhig schlafen“, sagt sie. Mehrere andere Pflegedienste hat sie bereits kontaktiert. Die Antwort: „Da kann man nicht parken.“