Rocker-Mord in KölnEren (†35) mit Kopfschuss hingerichtet: Beauftragte er die beiden Killer?

Ein Mann sitzt auf der Anklagebank und winkt, sein Anwalt beugt sich zu ihm runter.

Beim Prozessauftakt am Freitag (19. April 2024) grinst der Angeklagte und winkt ins Publikum.  

Ein Mann wird am helllichten Tag in Köln-Mülheim erschossen. Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich um einen Auftragsmord im Rockermilieu. Am Freitag startete der Prozess gegen den mutmaßlichen Auftraggeber.

von Iris Klingelhöfer (iri)

Emotionaler Auftakt im Prozess um einen mutmaßlichen Auftragsmord. Im Mai 2023 wurde Eren Y. (†35) mit einem Kopfschuss auf offener Straße regelrecht hingerichtet. 

Seit Freitag (19. April 2024) steht der Mann (27) in Köln vor Gericht, der den Mord an dem ehemaligen Hells Angel in Auftrag gegeben haben soll. Erens Mutter, die mit ihrem Mann als Nebenkläger den Prozessauftakt verfolgten, trug dabei ein ganz besonderes T-Shirt. 

Rockermord in Köln: 27-Jähriger grinst vor Gericht

Das Shirt von Sudiye Yilmaz zeigt ein Porträt ihres ermordeten Sohnes. Sie trägt sein Bild über ihrem Herzen ... Im Gerichtssaal 112 sitzt ihr Ehemann an ihrer Seite. Die beiden müssen stark sein. 

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Kurz darauf wird der Mann in den Saal gebracht, der zwei Killer angeheuert haben soll, um den 35-jährigen Eren zu töten. Der Vorwurf: Anstiftung zum heimtückischen Mord. Auch der Angeklagte ist ein ehemaliger Hells Angel. Doch vor Gericht tritt er gestriegelt und adrett auf – von Rocker-Image keine Spur.  

Eine Frau sitzt in einem Gerichtssaal und trägt ein T-Shirt mit dem Foto eines jungen Mannes.

Sudiye Yilmaz, die Mutter des Opfers, als Nebenklägerin am 19. April 2024 im Saal 112 Platz im Kölner Landgericht. Sie trägt ein T-Shirt mit dem Foto ihres erschossenen Sohnes Eren.

Der Saal 112, in dem Prozesse unter besonderen Sicherheitsmaßnahmen stattfinden, ist am Freitag bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Publikum sitzt in einem abgetrennten Glaskasten. Gleich mehrere Justizwachtmeister haben die Situation im Blick. Der Angeklagte erkennt im Publikum offenbar einige Gesichter, grinst und winkt in die Menge. 

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Laut Anklage hatten zwei Killer (ebenfalls aus dem Rockermilieu) am 27. Mai letzten Jahres das spätere Opfer und dessen Freundin zunächst im Foyer eines Fitnessstudios abgepasst. Da sich die Männer gekannt haben sollen, hätten sie sich zunächst unterhalten und dann gemeinsam ein Stück Weg zurückgelegt, heißt es.

Tatort war der Böcking-Park in Köln-Mülheim

Im nahe gelegenen Böcking-Park, in dem sich an dem sonnigen Nachmittag viele Menschen aufhielten und auch Kinder spielten, soll einer der Männer dann eine Schusswaffe gezogen und geschossen haben.

Der 35-jährige Eren erlag noch am Tatort den Folgen eines Kopfschusses. Das Leben seiner ebenfalls durch mindestens einen Schuss lebensgefährlich verletzten Freundin (29) konnten Ärzte retten. Die Killer flüchteten, konnten bis heute nicht gefasst werden. Sie sollen sich in die Türkei abgesetzt haben. 

Nach Verlesung der Anklage gibt einer der Verteidiger, Leonard Mühlenfeld, eine Erklärung ab. „Mein Mandant hat immer gesagt, er sei unschuldig“, so der Anwalt. Sein Mandant sei ein guter Freund des Opfers gewesen, mit diesem auch familiär verbunden. Mühlenfeld: „Er ist genauso erschrocken über das, was passiert ist.“

Laut dem Verteidiger gäbe es viele Gerüchte, dass sein Mandant den Mord in Auftrag gegeben haben soll. „Nur die gerichtliche Überprüfung kann für Klarheit sorgen“, so Mühlenfeld. 

Freundin von Eren (†35) soll ebenfalls aussagen – „Gesicht zerfetzt“

Unter den Zeugen und Zeuginnen, die in dem Prozess aussagen werden, ist auch die Freundin des Opfers. Die 29-Jährige tritt ebenfalls als Nebenklägerin auf. Ihre Anwältin Funda Bicakoglu stellt den Antrag, dass ihre Mandantin per Videovernehmung aussagen kann, da diese erheblich traumatisiert sei. Als allein die Verteidigung dem nicht zustimmt, wird ihr Ton schärfer: „Es ist kein Gerücht, dass das Gesicht meiner Mandantin zerfetzt wurde. Ihr ist eine Kugel durchs Gesicht geknallt.“

Nach einer kurzen Pause verkündet die Kammer ihre Entscheidung, wonach die Freundin des Opfers an einem anderen Ort vernommen und per Video in den Gerichtssaal geschaltet werden kann. 

Laut dem Vorsitzenden Richter Achim Hengstenberg besteht eine dringende Gefahr für das Wohl der Zeugin, wenn sie in Anwesenheit des Angeklagten vernommen werde. Diese sei seit dem 9. Juni 2023 wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung in Behandlung. Der Prozess ist mit insgesamt zehn Verhandlungstagen bis Mitte Juni terminiert.