Harald Lesch über Klimaschutz„Wir sind jetzt zu träge und zu langsam“

In der ersten Folge seiner neuaufgelegten ZDF-Sendung „Terra X Harald Lesch“ widmet sich der Wissenschaftsjournalist dem „Streit ums Auto“.

In der ersten Folge seiner neuaufgelegten ZDF-Sendung „Terra X Harald Lesch“ widmet sich der Wissenschaftsjournalist dem „Streit ums Auto“. 

Die beliebte Wissenschaftssendung „Leschs Kosmos“ bekommt einen neuen Namen: In der ersten Folge „Terra X Harald Lesch“ (Dienstag, 21. Mai, 22.45 Uhr, ZDF) geht es um das Thema Mobilität. Über das damit verknüpfte Aufreger-Thema der E-Mobilität spricht Harald Lesch im Interview.

Harald Lesch ist enttäuscht vom Handeln der Ampel-Regierung: „Die Entscheidung der Regierung, ihre Klimaschutzziele derart zu verseifen, ist angesichts der Bedrohung durch den Klimawandel eigentlich eine Frechheit“, schimpft der Fernsehprofessor im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau: „Man kann nur hoffen, dass es nicht so schlimm endet. Ich bin sehr gespannt darauf, wie zukünftige Regierungen auf Vorwürfe der nächsten Generationen reagieren, dass man doch alles wusste.“ Der 63-Jährige fordert weiter: „Wir müssen uns jetzt zusammentun, um die therapeutischen Instrumente zu schaffen, um die nächsten 20 Jahre gemeinsam durchzuhalten. Wir sind jetzt zu träge und zu langsam.“

Anlass des Gesprächs war die Neuauflage der beliebten Wissenschaftssendung „Leschs Kosmos“: Vor zehn Jahren feierte sie im ZDF Premiere, nun kommt sie unter dem neuen Titel „Terra X Harald Lesch“ zurück. Die erste Folge „Terra X Harald Lesch ... und der Streit ums Auto“ (Dienstag, 21. Mai, 22.45 Uhr) widmet sich dem Thema Mobilität: „Wir werden unsere Mobilität und unseren Energiekonsum verändern“, prophezeit Lesch: „Das wird alles automatisch kommen.“ Denn: „Die Meeresspiegel steigen, und ein Land wie die Niederlande ist massiv gefährdet. Aber man spricht nicht darüber.“

„Dass diese Leute keine E-Autos fahren, ist einfach nur erbärmlich“

Der Astrophysiker ist sich der gesellschaftlichen Brisanz der Debatte durchaus bewusst: „Bei der Mobilität treffen wir des Deutschen empfindlichsten Nerv. Wir bewegen uns alle mehr denn je. Wir sind wieder so mobil wie vor Corona. Das wird weiter zunehmen, aber kann so nicht bleiben. Das gilt zu Wasser, zu Land und in der Luft.“ Ziel müsse sein, neue Konzepte zu erarbeiten, die global umsetzbar sind: „Denn wenn sich immer mehr Menschen am Mobilitätskonzept des Westens orientieren, wird der Planet viel zu heiß werden.“

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Das gern bediente Argument, wonach die Bevölkerung auf dem Land keine E-Mobilität umsetzen könne, lässt der Experte nicht gelten: „In diesem Land wird so viel Geld für Autos ausgegeben. Man muss sich nur die riesigen Schlitten in München und anderswo anschauen. Dass diese Leute keine E-Autos fahren, ist einfach nur erbärmlich.“ Die allgemeine Fixierung auf Verbrenner-Motoren mache ihn als Wissenschaftskommunikator sprachlos: „Offensichtlich konnten wir noch nicht einmal unsere Ingenieure davon überzeugen, dass der E-Motor der bessere Motor ist. Die Autobranche ist ganz verrückt danach, noch immer diese wahnsinnigen Verbrenner zu bauen.“

Mit Blick auf die Zukunft wünscht sich Harald Lesch vor allem Zusammenhalt: „Ich würde mir wünschen, dass wir wieder eine Gesellschaft werden, in der man Vertrauen in die Institutionen hat. Sonst stehen wir vor großen gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen. Darüber mache ich mir ziemlich viele Gedanken. Wir sind aber noch immer in der Lage, diese Herausforderung zu bewältigen. Wir können das nur zusammen schaffen.“ (tsch)