Bisher verschlossenes ParadiesKöln soll Traumgarten bekommen – mitten in der City

Üppiges Grün und Solardächer – wie ein Innenstadtbiotop soll es an St. Cäcilien und dem Museum Schnütgen einmal aussehen.

Üppiges Grün und Solardächer – wie ein Innenstadtbiotop soll es an St. Cäcilien und dem Museum Schnütgen einmal aussehen.

Den Garten in der Kölner Innenstadt kennen nur wenige und er ist bisher auch nicht für alle Besuchergruppen geöffnet. Das soll sich bald ändern.

von Ayhan Demirci (ade)

Frühlingszeit ist Gartenzeit: Und mitten im Wonnemonat Mai tauchen EXPRESS-Leser und Leserinnen hier ein in eine kleine, grüne Oase in der Stadt – dort, wo man es nicht vermuten würde.

Nur wenige Meter abseits der Kölner Ost-West-Achse mit ihrem Massenverkehr verbirgt sich unterhalb des Fahrbahnniveaus hinter einer Mauer, einer hohen Hainbuchenhecke und einem verschlossenen Tor der Garten des Museums Schnütgen. Adresse: Cäcilienstraße, nicht weit vom Neumarkt.

Kölner Museum Schnütgen: Garten soll für alle zugänglich werden

Das Kleinod, das kaum jemand kennt, ist einer von neun einzigartigen Gärten im Rheinland, deren Geschichte und deren Zauber Thema eines neuen Buches aus dem Greven Verlag ist. „Der Garten ist nach innen wie nach außen verschlossen, man ist hier von der Außenwelt entrückt“, sagt die Autorin, die Kunst- und Gartenhistorikerin Stephanie Hauschild gegenüber EXPRESS. Sieht man mal vom Rauschen des Verkehrs ab, trifft das so zu.

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Mittelalterliches Vorbild ist der „Hortus conclusus“, der verschlossene Garten, der zu Zeiten des Kölner Gelehrten Albertus Magnus etwa als paradiesischer Ort galt, in dem nicht der Ertrag zählte, sondern der Genuss und die Erholung – in der Regel für privilegierte Menschen. Albertus Magnus beschrieb solche Gärten in seinen Werken, wie im Buch zu erfahren ist.

Straßen, Brücken, Kirchen

Bildband zeigt: So schön ist Köln

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In den vier großen, quadratischen Beeten im Schatten der Fassade der romanischen Kirche St. Cäcilien findet sich heute ein botanisches Sammelsurium: Eine Herbstanemone und ein Rosenstrauch, ein Weinstock und ein Lorbeerbusch, eine kleiner Apfelquittenbaum und eine Zierkirsche – und ganz viele Kräuter: Die Autorin zählt Wilden Majoran, Weinraute, Eisenkraut, Zitronenmelisse, Katzenminze, Baldrian, Wermut, Rosmarin, Salbei und noch einiges mehr auf.

Ein Kreuzbogen und das Gemäuer der Kirche, in der sich seit 1956 das Museum Schnütgen befindet, geben dem Ort eine mittelalterliche Atmosphäre.

Bislang ist der Garten nur Besuchern und Besucherinnen des Museums zugänglich, doch das soll sich in Zukunft ändern. Museumssprecherin Kim Mildebrath sagte auf EXPRESS-Anfrage, es sei geplant, den Museumsgarten öffentlich zugänglich zu machen. Er soll außerdem in Zukunft als ‚Gartenlabor‘ fungieren, als ein „außerschulischer Lernort der Klima- und Umweltbildung“.

Mitarbeiter Heino Schmidt kümmert sich um die Pflege des Gartens im Schatten des Kirchengemäuers.

Mitarbeiter Heino Schmidt kümmert sich um die Pflege des Gartens im Schatten des Kirchengemäuers. Das Foto wurde am 7. Mai 2024 aufgenommen.

Zudem soll die Grünfläche vor dem Museum an der Cäcilienstraße in den Garten einbezogen werden. Eine vom Museum erstellte Visualierung zeigt einen üppigen, wild und natürlich wirkenden Garten – das Projekt soll mit den Jahren wachsen.

Im Jahr 2035, so die interne Zeitrechnung, könnte es an der Cäcilienstraße so aussehen, wie oben abgebildet. Angelegt wurde der jetzige Cäciliengarten zusammen mit der Erweiterung des Museums Schnütgen 2010 als Ausstellungsraum unter freiem Himmel.

Die Kölner Flora in Riehl ist schon seit vielen Jahren für alle Besuchergruppen geöffnet. Allerdings gibt es dort viele Verbote.

Die Kölner Museen haben anlässlich des Internationalen Museumstags am Pfingstsonntag (19. Mai 2024) ein besonderes Programm entwickelt. Auch das Museum Schnütgen ist dabei und richtet von 11 Uhr bis 17 Uhr eine Wohlfühlzone ein. Auch der Klostergarten wird geöffnet sein.

Ein neuer Bildband führt zu besonderen Gärten in NRW

Der Bildband „Historische Küchengärten im Rheinland“ (Greven Verlag, 208 Seiten, Stephanie Hauschild/Fotos: Marion Nickig, 40 Euro) führt die Leserinnen und Leser an so schöne Orte wie die Gärten von Kloster Kamp, den Bauerngarten im Schönwasserpark in Krefeld-Oppum, den Garten an den Nissenhütten im LVR-Freilichtmuseum in Kommern, auf Schloss Dyck in Jüchen oder auch in die Karlsgärten in Aachen.

Ein Höhepunkt ist der Besuch der Marksburg, eines der Wahrzeichen des Unesco-Welterbes Oberes Mittelrheintal und ein Touristenmagnet. Hinter den Burgmauern verbirgt sich ein prächtiger Garten vor spektakulärem Rheinpanorama, in dem rund 170 verschiedene Küchen- und Arzneipflanzen versammelt sind.